Der EM-Spielführer von Matthias Popien

Die Franzosen können guten Wein machen, gutes Essen kochen und schöne Akzente setzen. Die beiden erstgenannten Stärken sind bei der Fußballeuropameisterschaft nicht ausspielbar. Aber die letzte: Oh, là, là! Die Équipe tricolore, also die französische Nationalmannschaft, ist prädestiniert für etwas, das Fußballreporter ganz besonders toll finden. "Er hat Akzente gesetzt", sagen sie, wenn sie einen Kicker loben wollen - und nicht schon wieder sagen mögen, dass er gut gespielt hat.

Im Akzentesetzen ist das Team deshalb weltklasse, weil im geschriebenen Französisch viele Buchstaben von kaum erkennbaren Strichelchen gekrönt werden, die anderswo als Papierverunreinigung gelten würden. Drei unterschiedliche Akzente gibt es. Welcher davon auf dem Fußballfeld gesetzt wird, ist den Reportern weitgehend egal. Für Nationen, die akzentfrei schreiben, gibt es eine Ausweichformulierung. "Er hat ein Ausrufezeichen gesetzt", sagen die Fußballer über jemanden, der gerade energisch aufs Tor geschossen oder seinen Gegenspieler kraftvoll umgesenst hat.

Im deutschen Team kann, wenn unsere EM-Kader-Übersicht nicht täuscht, allein Jérôme Boateng Akzente setzen, der aber sogar zwei pro Spiel. Alle anderen müssen sich des Ausrufezeichens bedienen. Praxistipp: Fragen Sie Ihren Mann, der den Garten neu bepflanzt: "Hast du die Akzente schon gesetzt?"

An jedem EM-Spieltag erklären wir Ihnen die Regeln der Fußballsprache und sagen, wie Sie das Erlernte anwenden können