Vor 111 Jahren, am 13. Juni 1901, gründeten Sportler den MTV Henstedt. Eine Jubiläumsgala ist im Festzelt an der Olivastraße geplant.

Henstedt-Ulzburg. Am 13. Juni 1901, also auf den Tag genau vor 111 Jahren, trafen sich in Henstedt einige turnbegeisterte Idealisten, um gemeinsam einen Turnverein zu gründen. Das war die Geburtsstunde des MTV Henstedt - und damit die Geburtsstunde des Vereinssports in Henstedt-Ulzburg. Was daraus geworden ist, wissen alle, die sich für Sport interessieren: Aus dem MTV, dem SV Rhen und dem SV Union Ulzburg wurde 2009 einer der größten Sportvereine in Schleswig-Holstein. 111 Jahre ist eher eine "Schnapszahl", aber für den SV Henstedt-Ulzburg ist sie Anlass genug für ein großes Fest. Von Freitag bis Sonntag, 15. bis 17. Juni, wird im Ort fröhlich der Geburtstag des Sports in der Großgemeinde gefeiert.

In den Archiven des MTV schlummert die örtliche Sportgeschichte, die besagt, wie schwer es die Gründungsmitglieder hatten, sich sportlich zu betätigen. Mit einem Reck, einem Barren, einer Matte und ein paar Hanteln begann alles. Die Bürgschaft für die Anschaffungskosten in Höhe von 248 Reichsmark wurde von einigen Henstedter Turnfreunden übernommen, die Mitgliederzahlen schwankten in den ersten Jahren zwischen 15 und 24 Aktiven und immerhin 20 bis 30 unterstützenden Mitgliedern.

Beim ersten Turnfest im Lokal Scheelke wurde auch Theater gespielt

Beim ersten Turnfest im Jahre 1905 im Lokal Scheelke wurde indessen nicht nur geturnt, sondern auch Theater gespielt: "Stoffel in der Turnstunde" war der Titel eines Einakters, der "vorzüglich" gelang, wie die "Kaltenkirchener Zeitung" am 16. März 1905 schrieb. "Zu diesem Feste hatten sich viele Gäste aus Henstedt und Umgebung eingefunden, und es wurde nach Erledigung des Festprogramms noch lange einem fröhlichen Tanze gehuldigt."

Von 1911 an gab es "Rekrutenabende" für die zum Militär einrückenden Mitglieder. Viele von ihnen kamen nicht wieder aus dem Krieg zurück: Von 45 Aktiven rückten 32 ins Feld, 18 von ihnen gehören zu den Kriegstoten.

Weitere Meilensteine der Sportgeschichte: 1928 nahm der Verein erstmals am Deutschen Turnfest in Köln teil und brachte immerhin einen vierten Platz mit nach Hause. 1931 gab es beim Gauturnfest in Wedel sieben Einzel- und einen Mannschaftssieg. Offenbar wurde in Henstedt also sehr erfolgreich und gewissenhaft trainiert. 1936 gab es zwar fünf Faustballmannschaften im Verein, aber erst ein Jahr später wurde die Fußballabteilung gegründet. Heute mag sich niemand mehr vorstellen, mit welchen Schwierigkeiten die Fußballer zu kämpfen hatten: "Trotz Fahrschwierigkeiten trugen die Fußballer14 Punkt- und 24 Freundschaftsspiele aus", heißt es in den Vereinsanalen.

1950 feierten die Fußballer die Kreismeisterschaft

1950 wurde die 1. Fußballmannschaft Kreissieger und stieg in die Bezirksliga auf. Viele der damaligen Spieler sind heute noch bekannt: Ernst Hauptmann. Herbert Matthiesen, Hans Heinrich Möller, Hans Pump, Max Groth, Lothar Wolter, Ernst Siefke, Ernst Rutsch, Heinz Lentfer, Helmut Papenhagen, Günter Witt, Gert Zastrau, Hermann Ramcke.

Es ging weiter aufwärts mit dem Verein. Weitere Höhepunkte in der Vereinsgeschichte: Der Verein VfL Alsterquelle schloss sich 1958 dem MTV an, 1959 nahmen sieben Fußballmannschaften am Spielbetrieb teil, 1965 wurde die Tischtennisabteilung aufgebaut, 1967 wurden auf dem Sportplatz Duschen installiert, 1968 wurde die Turnhalle an der Beckersbergstraße fertig.

1969 verhandelte man erstmals über die Bildung eines Großvereins durch den Zusammenschluss des MTV Henstedt mit dem FC Union Ulzburg - die Gründung der Großgemeinde Henstedt-Ulzburg stand schließlich bevor. Wie heute alle wissen, dauerte es aber noch 40 Jahre, bis es zu diesem Zusammenschluss kam.

Im Nachbarort Ulzburg wurde der FC Union im Jahre 1920 gegründet - übrigens ausgerechnet in der Vereinsgastwirtschaft des MTV, dem Restaurant Scheelke. Während beim MTV das Turnen dominierte, war es beim FC Union der Fußball, der das Vereinsleben bestimmte. Einer der ältesten Fußballvereine im Kreis Segeberg hat hier seine Heimat. Gespielt wurde zunächst auf dem Schulhof, später auf der Reumannschen Hauskoppel.

Seit 1963 gab es den SV Henstedt-Rhen, der später vor allem durch seine erfolgreichen Ligafußballer in ganz Schleswig-Holstein bekannt wurde. Anfangs jedoch sah es überhaupt nicht danach aus: Bis 1966 wurde im Verein nur Tischtennis gespielt - behelfsmäßig auf zwei Tischen in einer Scheune. Eine kleine Randnotiz: 1988 kam der ehemalige HSV-Torwart Jürgen Stars als Spieler zwar ohne Ablösegeld zum SV, dafür musste der Förderkreis aber Benzingeld bezahlen. Später trainierte Stars die Ligamannschaft.

2009 wurde mit dem Zusammenschluss der drei Vereine ein neues Sportkapitel in Henstedt-Ulzburg aufgeschlagen.