Die geplante 380-Kilovolt-Stromtrasse wird wohl entlang der Autobahn 7 gebaut. Doch vor 2014 werden die Bagger nicht anrollen.

Kreis Segeberg. Dass die neue Höchstspannungsleitung zwischen Norderstedt und Audorf kommen wird, ist Fakt. Damit die Energiewende funktioniert und das Netz den steigenden Strombedarf abdecken kann, müssen die bestehenden 220-Kilovolt-Trassen so schnell wie möglich durch 380-Kilovolt-Trassen ersetzt werden. Zur Debatte stand im Kreis Segeberg allerdings lange Zeit, ob der bisherige Verlauf durch Henstedt-Ulzburg beibehalten würde. Die Tendenz geht mittlerweile zweifelsohne zu einem Neubau der Höchstspannungsleitung entlang der A 7. Der ursprünglich vom Netzbetreiber TenneT anvisierte Termin, demzufolge das Planfeststellungsverfahren im Spätsommer 2012 anlaufen wird, kann jedoch nicht gehalten werden.

Die Dodenhof-Umgehung ist ein wichtiger Bestandteil der Planungen

Die erwünschte neue Route sieht vor, dass nördlich von Schmalfeld die von Bimöhlen kommende Bestandstrasse aufhört und in westlicher Richtung eine neue Trasse beginnt. Diese überquert im Gemeindegebiet von Lentföhrden die Autobahn, macht auf Höhe Nützen einen östlichen Knick im Bereich von Kampen, kreuzt allerdings nördlich der Auffahrt Kaltenkirchen wieder die A 7. So wird gewährleistet, dass das Dodenhof-Areal nicht von der Leitung tangiert wird. Dies war eine unmissverständliche Bedingung seitens der Stadt Kaltenkirchen.

Auf Höhe Beckershof in Ulzburg-Süd biegt die Trasse in östlicher Richtung ab und soll dann an den AKN-Schienen entlang bis zum Umspannwerk in Norderstedt-Friedrichsgabe verlaufen. Somit wäre Henstedt-Ulzburg komplett "befreit" von Leitungen und Masten. Ein optimales Szenario, wie Horst Ostwald, Vorsitzender des zuständigen Umwelt- und Planungsausschusses, sagt: "Wir haben beschlossen, die Trasse entlang der A 7 zu favorisieren. Dies erhöht die Lebensqualität vieler Bürger bei uns."

Die Gemeinde Alveslohe ist mit der Trassenführung nicht einverstanden

Südwestlich von Kaltenkirchen, im Flurgebiet "Römer", befindet sich derweil ein noch nicht gelöster Streitpunkt. Hinter der Autobahnbrücke, linksseitig der Alvesloher Straße, möchte TenneT auf einer Fläche von rund zehn Hektar ein neues Umspannwerk errichten. Dort würde die Energie zwischen mehreren Spannungsebenen umgewandelt werden - ein nötiger Prozess, bevor der Strom letztlich zum Verbraucher gelangt.

Die Gemeinde Alveslohe hat eine benachbarte Fläche jedoch als geeignet für einen Windpark ausgewiesen und dies im Bebauungsplan notiert. TenneT ist dagegen der Meinung, dass auf der Fläche unbedingt die neue Stromtrasse verlaufen müsse - aufgrund des vorgesehenen Umspannwerks. Die Alvesloher Gemeindevertreter stimmten der Trasse zunächst nicht zu - auch, weil der Abstand zwischen Leitung und Wohngebiet an der Kadener Allee teilweise nur 100 Meter beträgt.

+++ Schulterschluss bei der Energiewende +++

Eine Fortsetzung wird folgen. Spätestens nach den Sommerferien, wenn die Alvesloher Verwaltung auf einer Einwohnerversammlung umfassend über die Problematik informieren und diskutieren möchte. Klar ist: Entschädigungszahlungen erhalten nur diejenigen Anwohner, auf deren Grundstücken Masten errichtet oder die von Kabeln berührt werden. Und sollte es zum Äußersten kommen, sind sogar Enteignungen eine Option.

Vage bleibt, in welchen Zeiträumen Bürger, Kommunen und TenneT planen können. Der Betreiber wird einerseits die Variante entlang der A 7, andererseits aber auch die Bestandstrasse beim Landesamt für Bau und Verkehr (LBV) vorlegen. Letzteres ist notwendig, weil im Falle von drohenden langfristigen Gerichtsverfahren die Planfeststellungsbehörde sich grundsätzlich dafür entscheiden könnte, dass die neue Leitung analog zur bisherigen 220-Kilovolt-Trasse gebaut werden muss. Noch sind die Pläne jedoch nicht beim LBV eingereicht. Einzelne Maststandorte werden weiterhin gemeinsam mit Kommunen und Anwohnern überprüft. Oftmals geht es um wenige Meter.

Das Planfeststellungsverfahren soll Ende 2013 abgeschlossen sein

Das Verfahren sieht vor, dass das LBV den ersten Vorschlag der TenneT kommentiert zurücksendet, ehe das Planfeststellungsverfahren eingeleitet wird. Dies wird indes nicht der Fall sein vor 2013. "Ich gehe davon aus, dass wir im Januar soweit sein werden", so Pressesprecher Tom Wagner. Er geht davon aus, Ende 2013 den endgültigen Beschluss seitens der Planfeststellungsbehörde zu erhalten.

Die TenneT-Verantwortlichen hoffen, durch den Diskurs mit allen Betroffenen im Vorfeld bereits die gravierendsten Konfliktpunkte soweit bereinigt zu haben, dass später keine grundlegenden Änderungen mehr nötig sein werden. Da im Frühjahr aufgrund von Vogelschutzmaßnahmen kein Baubeginn genehmigt werden dürfte, sollen im Sommer 2014 nach jetzigem Stand die Bagger anrollen - 2016 soll dann die neue Trasse stehen.

"Sobald die neue Leitung in Betrieb ist, können wir auch mit dem Rückbau der alten Leitung beginnen", erklärt Wagner. "Vorher ist das nicht möglich, weil wir die Leitung nicht so einfach abschalten können. Sie ist elementar für die Stromversorgung."