Der Ball wird flach gehalten: Fußballfans, die gemeinsam mit Freunden und Fremden mitfiebern wollen, sind auf die Möbel Kraft Arena angewiesen.

Norderstedt. Ab heute rollt der Ball bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine - so mancher Fan wird gedanklich schon in den vergangenen Tagen die Stollenschuhe geschnürt und das Retro-Trikot aufgebügelt haben, um für nervenaufreibende Unterstützungsschlachten gerüstet zu sein. Zur optimalen Spielvorbereitung für ambitionierte Zuschauer gehört aber auch, den Ort des Geschehens sorgfältig zu wählen.

Möglichkeiten gibt es viele: Vom Smartphone über den heimischen Fernseher bis zum Public Viewing ist alles drin. Wer sich für die wohl stimmungsvollste Variante entscheidet und die Spiele zwischen Tausenden anderen Zuschauern genießen möchte, muss aber nicht auf das Fan-Fest auf dem Hamburger Heiligengeistfeld ausweichen.

Bei Möbel Kraft wird jedes EM-Spiel auf einer Großleinwand übertragen

Im Kreis Segeberg hat sich mit Beginn der Weltmeisterschaft 2006 die Möbel Kraft Arena in Bad Segeberg als zentraler Anlaufpunkt für Fans etabliert. Zum einen werden dort die Begegnungen mit der deutschen Elf gezeigt. Moderiert wird das Spektakel von RSH-Moderator Volker Mittmann.

Doch auch alle weiteren Partien werden live auf einer 32 Quadratmeter großen HD-Leinwand übertragen. Das Areal direkt am Möbelhaus bietet Raum für maximal 7000 Zuschauer, es gibt 1499 Sitz- sowie 5501 Stehplätze, die die größte Public-Viewing-Arena in Schleswig-Holstein zu einem Hexenkessel werden lassen. Da der Eintritt frei ist, ist frühes Kommen natürlich von Vorteil. An Spieltagen ist die Arena stets ab 17 Uhr geöffnet. Zusätzlich bietet Möbel Kraft jeweils kleine Kontingente an reservierbaren Sitzplätzen sowie VIP-Tickets an. Diese können, sofern noch verfügbar, via E-Mail unter info@moebel-kraft.de gebucht werden.

Vergleichbare Großveranstaltungen sind in der Region nördlich von Hamburg jedoch rar gesät. Eine Ausnahme ist die Fun Arena in Henstedt-Ulzburg (Heidekoppel 3-5). Dort werden alle Partien auf zwei Großbildleinwänden ausgestrahlt; an den Abenden mit deutscher Beteiligung ist der Eintritt ab 20 Uhr jeweils frei. Wer die weiteren Matches sehen möchte, kann dies täglich für den ab 18 Uhr ermäßigten Preis von 7,90 Euro pro Person tun.

Traditionell beliebt sind die Public-Viewing-Abende im Henstedt-Ulzburger St.-Petrus-Gemeindehaus (Norderstedter Straße, Ortsteil Rhen). Die Kirche überträgt dort alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft. Der Eintritt ist frei, für Getränke und Verpflegung ist gesorgt. Einlass ist jeweils 30 Minuten vor Anpfiff. Die Kapazität ist allerdings begrenzt - aus Sicherheitsgründen sind nur 200 Personen zugelassen. Das Kirchenbüro ist für weitere Informationen telefonisch unter 04193/7245 erreichbar.

In Norderstedt wird es wie in vielen Städten im Umland (Neumünster, Pinneberg, Elmshorn) kein regelmäßiges Public Viewing geben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Verband Uefa, der als Veranstalter der Europameisterschaft die Rechte besitzt, vergibt kommerzielle Lizenzen nur unter strengen Auflagen und für horrende Summen, die es aus finanziellen Gründen meist unmöglich machen, öffentliche Veranstaltungen in diesem Bereich durchzuführen. Das in Deutschland geltende Recht deckt diese anmaßende Praxis zwar nicht - solange kein Eintritt verlangt wird, benötigen die Veranstalter keine Lizenz -, eingeschüchtert sind potenzielle Betreiber wohl meist trotzdem. Zumal ein Lizenzvertrag mit der Uefa, ist er erst mal geschlossen, rechtlich bindend ist und theoretisch nicht notwendige Zahlungen an den Verband geleistet werden müssen.

Die Pläne für ein Event in Norderstedt scheiterten an Sicherheitskosten

Die Stadt Norderstedt wäre eigentlich prädestiniert für ein zentrales Public Viewing, das auch viele Einwohner benachbarter Gemeinden anlocken könnte. Doch die Übertragung der deutschen Auftaktbegegnung gegen Portugal am Sonnabend, 20.45 Uhr, im Stadtpark ist eine Ausnahme, die zudem durch den NDR im Rahmen des Schleswig-Holstein-Tages organisiert wird. Dabei gab es durchaus weitreichendere Überlegungen. "Wir haben konkret mit einer Firma verhandelt, die ein Public Viewing anbieten wollte", sagt Hauke Borchardt, Sprecher der Stadt. Gescheitert seien die Pläne jedoch nicht an der Lizenzthematik, sondern an den Sicherheitsauflagen.

Für Borchardt gibt es theoretisch genug Möglichkeiten, in Norderstedt ein derartiges Event durchzuführen. Er nennt neben dem Stadtpark auch das Moorbekstadion oder die Sportanlagen von Eintracht Norderstedt und TuRa Harksheide. Ohne einen Macher ginge es aber nicht. "Ich glaube, es bedarf eines Fußballverrückten, der eine Vision mitbringt und Unterstützer findet. Etwas verdienen kann man kaum damit."