Prozess um Internet-Betrug im Al-Kaida-Umfeld hat begonnen

Norderstedt/Kiel. Vor dem Kieler Landgericht hat am Dienstag der Prozess um Internetbetrügereien gegen Florian M. aus Norderstedt begonnen. Der 28-jährige Mann soll, wie berichtet, zusammen mit einem Al-Kaida-Terrorverdächtigen der sogenannten Düsseldorfer Zelle in einer Internet-Betrugs-Bande gewesen sein, ohne von dessen Terroraktivitäten zu wissen. Die Bande hackte laut Anklage Benutzerkonten, bot wertvolle Kameraausrüstungen sowie Gold- oder Silbermünzen über Ebay an, kassierte den Kaufpreis, lieferte dann aber nicht.

Die Kieler Staatsanwaltschaft und die Bundesanwaltschaft gehen davon aus, dass Florian M. sich zusammen mit anderen nur illegal bereichern wollte. Bei einem terroristischen Hintergrund wäre das Oberlandesgericht in Schleswig zuständig.

Dem Angeklagten wird gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Er soll vom 7. November bis zum 8. Dezember 2011 an 27 Taten beteiligt gewesen sein. Der Schaden beträgt unter 10 000 Euro.

Vor Gericht schwieg der groß gebaute Mann zunächst auf Anraten seines Verteidigers. Zu einer von der 7. Strafkammer angeregten verfahrensabkürzenden Verständigung zwischen Gericht, Staatsanwältin und Verteidiger kam es zunächst nicht. Bei einem Deal würde ein umfassendes Geständnis strafmildernd gewertet und dem Angeklagten eine maximale Strafhöhe zugesichert. Für gewerbsmäßigen Betrug drohen bis zu zehn Jahren Haft.

Beim siebten Betrugsfall war die Internetauktionsplattform Ebay aufmerksam geworden. Sie warnte vor Betrug. In den meisten folgenden Fällen reagierten die Banken auch wegen falscher Kontendaten und überwiesen die eingezahlten Kaufpreise von zum Teil mehreren Tausend Euro zurück.

Mit dem Terrorverdächtigen aus Bochum soll der Angeklagte eine Arbeitsteilung verabredet habe. Der mutmaßliche Aktivist der Al-Kaida richtete demnach unter falschen Identitäten mehrere Konten bei verschiedenen Banken ein. Der Angeklagte soll die Geldeingänge kontrolliert, Beträge abgehoben und Gewinne verteilt haben. Die Staatsanwaltschaft legt ihm auch zur Last, Waren im Internet bestellt und zum Kauf angeboten zu haben, ohne die Ware zu bezahlen. Dabei handelte es sich vor allem um Marken-Parfum und hochwertige Cashmere-Pullover.

Der 28-Jährige sitzt seit dem 8. Dezember in Untersuchungshaft. An diesem Tag wurde er im Zuge der Ermittlungen der Bundesanwaltschaft gegen den Terrorverdächtigen mit anderen mutmaßlichen Internet-Betrügern festgenommen. Der Prozess wird fortgesetzt.