Eine Glosse von Matthias Popien

Am Sonntag bleiben alle mal zu Hause. Das Chaos war aber auch wirklich zu groß. Zum Beispiel am vergangenen Sonntag, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen: Rund 270 000 Wähler wanderten von der CDU zur SPD, 70 000 Sozialdemokraten machten sich auf den Weg zu den Piraten, 10 000 FDP-Wähler spazierten zu den Grünen, und dann trippelten auch noch 160 000 Nichtwähler, mit denen nun wirklich niemand gerechnet hatte, rüber zu den Sozis. Dass bei diesen Massen nur Norbert Röttgen zurücktreten musste, um den Weg frei zu machen, ist mit menschlichem Verstand eigentlich gar nicht zu erfassen. Da muss Glück im Spiel gewesen sein, ganz viel Glück.

Damit am nächsten Wahlsonntag nicht erneut unkontrollierbare Situationen entstehen, sollten Wählerwanderungen in Zukunft in geordneten Bahnen verlaufen. Denkbar ist zum Beispiel, dass Wechselwähler beizeiten in einen Wanderverein eintreten müssen. Dort sitzen Fachleute, die seit Jahrzehnten Wanderungen organisieren und mit den Problemen vertraut sind, die dabei auftauchen können. Ein Blasenpflaster zur rechten Zeit hätte am letzten Sonntag sicherlich dafür gesorgt, dass auch wirklich jeder Bürger sein Wahl-Ziel erreicht. Wer grundsätzliche Orientierungsschwierigkeiten hat, dem wird in Zukunft ein Wanderführer zur Seite gestellt. Horst Seehofer hat sich für diesen Job beworben. Der CSU-Vorsitzende besitzt eine Modelleisenbahn - der kommt immer zum Zug.