Bisher hat sich noch kein Künstler gefunden, der den umstrittenen Bürgermeister malt

Kaltenkirchen. Ein Platz wäre noch frei. An der Wand des Flures, der zum Standesamt und zu den Toiletten führt, könnte man noch ein Bild aufhängen. Allerdings müsste die stets geöffnete Tür geschlossen werden, damit Mitarbeiter der Verwaltung und Besucher das neue Porträt neben den anderen sehen könnten. Im ersten Stock des Kaltenkirchener Rathauses hängen Gemälde mit den Bildern sämtlicher Nachkriegs-Bürgermeister, nur einer fehlt: Stefan Sünwoldt.

Er dürfte der bisher umstrittenste Bürgermeister der Stadt gewesen sein. Jahrelang lag er im Clinch mit der Politik, wurde wegen seiner Amtsführung kritisiert und im vergangenen Jahr als erster hauptamtlicher Bürgermeister Schleswig-Holsteins abgewählt. Danach versuchte er, von den Bürgern als eigener Nachfolger wiedergewählt zu werden, errang aber von fünf Kandidaten nur den dritten Rang.

In der chronologischen Reihenfolge stünde ihm der Platz neben Ingo Zobel zu, der von 1985 bis 2005 Chef im Rathaus war. Daneben hängen die Bilder seiner Vorgänger Gustav Ströh, Karl Hamdorf und Günter Fehrs.

Angesprochen auf die Lücke hinter der Tür beeilt sich der amtierende Bürgermeister Hanno Krause zu versichern, dass er selbstverständlich ein Bild seines Vorgängers aufhängen würde, wenn er denn eines hätte. Mit den Streitereien in Sünwoldts Amtszeit und seiner Abwahl habe die Lücke nichts zu tun, versicherte Krause.

Die vorhandenen Werke stammen von Kaltenkirchener Künstlern, die freiwillig und auf eigene Kosten die wichtigsten Männer im Rathaus in Öl verewigt haben. "Für Herrn Sünwoldt hat sich noch keiner angeboten", sagt Krause. "Ich hätte keine Bedenken, ein Bild von ihm aufzuhängen."

Wie berichtet, hat Sünwoldt vor einigen Wochen den Kampf um einen Platz in einem weitaus größeren Rathaus aufgegeben. Er wollte Nachfolger des Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland werden, der nach der Loveparade-Katastrophe abgewählt worden war. Sünwoldts Wechsel von der 20 000-Einwohner-Stadt Kaltenkirchen in die 480 000-Einwohner-Stadt an der Ruhr scheiterte jedoch an der mangelnden Unterstützung seiner Kandidatur in der Politik. Sünwoldt zog sich daraufhin verärgert zurück.