Theater anstatt Mathe oder Physik: Gelungene fantasievolle Theater- und Musical-Aufführungen gab es an den Schulen der Region.

Norderstedt/Henstedt-Ulzburg. Manchmal ist Mathe eben doch unwichtig, Sport und Physik sowieso. Wenn an den Schulen kurz vor den Sommerferien "Theater" auf dem Stundenplan steht, laufen die Schülerinnen und Schüler wild wie William Shakespeare, tragisch wie Julia, prollig wie Nebukadnezar oder singend wie ein Musical-Star durch die Schulflure. Nichts geht mehr. Nur noch: Spielen, sprechen, singen, tanzen - Theater!

Die offene Ganztagsschule am Schulzentrum Süd in Norderstedt legte mit "Ein Engel kommt nach Babylon" von Friedrich Dürrenmatt eine fulminante Komödie in einer höchst kreativen Kulisse hin. Der achte Jahrgang der Willy-Brandt-Schule am Lütjenmoor in Norderstedt holte sich wieder ein Team von der Hamburger Stahlberg-Stiftung und begeisterte mit einer Kurzfassung der Tragödie "Romeo und Julia" von William Shakespeare. Theaterbegeisterte Schülerinnen und Schüler des Alster-Gymnasiums in Henstedt-Ulzburg schrieben ihr Musical "A Guy Like This" gleich selbst und brachten ihre Geschichte rasant über die Bühne der Schul-Aula an der Maurespasstraße.

William Shakespeare weht vom Schulhof auf die Bühne

Nur eine Woche Zeit hatten die Schüler der Willy-Brandt-Schule für "Romeo und Julia". Nicht den Tragödien-Stoff, sondern seine Entstehung setzten sie um, und so wehte William Shakespeare in einer weit wallenden Tunika von draußen, vom Schulhof, herein und damit direkt vom 16. ins 21. Jahrhundert. Ein gelungen dargestellter Zeitsprung. Sofort fielen die Schüler von Heute über den Exoten her. Der wiederum erzählte in seiner Sprache von Romeo und Julia, die Schüler spielten die Szenen nach, den Kampf zwischen den Familien der Capulets und Montagues, und zeigten bestechend, dass auch heute noch Liebende sterben, weil Familie und Freunde sich hassen. "Ganz schön abgespaced, das Ganze", kommentierte ein Schüler. Sie spielten schnell, eindringlich und meisterten die Choreografie trotz der kurzen Probenzeit erstaunlich gut. "Wir haben vom Team der Stahlberg-Stiftung viel gelernt", sagte Schulleiter Bernd Rabe und meinte nicht nur die Schülerinnen und Schüler.

Fantasievolle Bühnenbilder und Kostüme aus Müll und Unrat

Müll. Überall Müll. Plastikbahnen als Himmel, Kabelrollen als Tisch und Stuhl, Obstkartons zu Wänden aufgestapelt, vor denen Henkerseile baumeln. Kostüme aus Fetzen, Gefundenes im Unrat der Gosse: Babylon, Stadtteil der Bettler, Diebe, Huren. Die Theater- und Bühnenbild-AG der Offenen Ganztagsschule am Schulzentrum Süd baute fantasievolle Bühnenbilder und Kostüme - nicht nur low budget, sondern no budget. Die Schüler rezitierten Dürrenmatts so gar nicht geschmeidig zu sprechenden Texte mit starkem Ausdruck und gut dosiertem Gefühl. Spielbestimmend war Lisa Vanhöfer als Bettler Akki. Sie trieb das Spiel voran, hielt die Fäden in der Hand, voll Temperament und Chuzpe. Eine reife Leistung, die sie indes auch ihren Mitspielern zu danken hat, die alle ihre Rollen mit ihrer Persönlichkeit prägten.

Das Publikum feierte das Musical, made am Alster-Gymnasium.

Schüler des Henstedt-Ulzburger Alster-Gymnasiums texteten die Songs ihres Musicals "A Guy Like This", schrieben die Musik dazu und setzten das Ganze als temporeichen Reigen, als Spiegel täglicher Schulfreuden und -leiden auf die Bühne. Claudia Lenters schrieb mit Hanna Warkotsch und Mona Schwede das Drehbuch, die Schüler setzten es mit viel Spielfreude um, die Band war gut aufgelegt. Das Publikum feierte das Musical, made am Alster-Gymnsium. Nur eines gefiel nicht: Die unerträgliche Lautstärke, die Gesang und Melodie zerschrillte.