Die Kriminalstatistik verzeichnet so wenige Straftaten wie noch nie im letzten Jahrzehnt. Damit ist Norderstedt die sicherste Stadt im Land.

Norderstedt. Norderstedt ist mit seinen über 75 000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins - und die sicherste. Das sagen zumindest die Zahlen: Noch nie wurden in den letzten zehn Jahren weniger Straftaten in der Kriminalstatistik verzeichnet als im vergangenen Jahr. Hans-Jürgen Mader, Erster Kriminalhauptkommissar von der Kripo Norderstedt, sagt: "Ohne Umschweife kann man behaupten: In Norderstedt lässt es sich sicher leben."

5342 Taten registrierte die Kriminalpolizei 2011. Die Aufklärungsquote stieg im Vergleich zu 2010 um 3 Prozent auf jetzt 46,5 Prozent - fast die Hälfte aller Täter in Norderstedt werden also ermittelt und ihre Vergehen geahndet. Um diese Zahlen einzuordnen und daraus eine Kategorisierung für den Grad der öffentlichen Sicherheit in einer Stadt zu ermitteln, bedient sich die Kriminalstatistik der Häufigkeitszahl. Die setzt die Anzahl der erfassten Taten in Relation zur Bevölkerung in einer Stadt. Die Formel lautet: Erfasste Fälle, mal 100 000, geteilt durch die Einwohnerzahl. Danach kommt Norderstedt auf eine Häufigkeitszahl von 7427. Zum Vergleich: Der Durchschnitt im Land Schleswig-Holstein liegt bei 7822, im Kreis Segeberg bei 6553. Das Ranking der gefährlichsten Städte führt Neumünster mit einem Wert von 15 236, gefolgt von Lübeck mit 12 644, Kiel mit 12 112 , Elmshorn mit 10 992 und Flensburg mit 10 905.

Auch wenn die Sicherheitslage in Norderstedt grundsätzlich gut ist - jede der 5342 Taten im Jahr 2011 ist für Hans-Jürgen Mader eine Tat zuviel. "Unser Schwerpunkt liegt auf den drei Bereichen Rauschgift, Jugendkriminalität und Eigentumsdelikte. Das zeigt Wirkung", sagt Mader. Die Kriminalpolizei müsse in der alltäglichen Ermittlungsarbeit Prioritäten setzen. Mader bezeichnet die Personalsituation als "äußerst angespannt bis katastrophal". Mit einem Team von 22 Beamten kümmert sich die Kriminalpolizei in Norderstedt um die kriminelle Szene. "Die Belastung für den einzelnen Beamten ist sehr hoch", sagt Mader. Trotzdem gelingen Fahndungserfolge, wie der Überblick über die Delikte zeigt.

Wohnungseinbrüche: 261-mal stiegen Einbrecher 2011 in Häuser und Wohnungen ein. Das sind 195 Einbrüche weniger als noch 2010 und damit eine Abnahme von 42,7 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt bei 13 Prozent. "Uns ist es durch intensive Ermittlungen gelungen, eine Einbrecherbande dingfest zu machen", sagt Mader. Bei den Einbrüchen gebe es aber "Wellenbewegungen". Zwischen den Jahren 2009 und 2010 waren die Einbrüche noch um 48 Prozent gestiegen.

Rauschgiftdelikte: 203 Delikte im Zusammenhang mit illegalen Drogen gab es im Jahr 2011. Das waren 23 Taten weniger als 2010, eine Abnahme um 10,1 Prozent. Die Ermittlungen der Norderstedter Kripo haben sich 2011 auf die mittlere Händlerebene konzentriert, sagt Mader. Gerade im Bereich der Drogenkriminalität seien die Ermittlungen aber aufwendig und mit immer weniger Personal schlechter zu bewerkstelligen. Die Aufklärungsquote liegt hier noch bei hohen 83,7 Prozent.

Diebstahl: 2508-mal schlugen Diebe 2011 in Norderstedt zu, im Jahr 2010 waren es 2619 Fälle, eine Abnahme von 4,2 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt bei 24,6 Prozent aller Fälle.

Sachbeschädigung: Abgenommen hat auch die Zahl der Sachbeschädigungen. In 2011 wurden 600 Fälle registriert, 9,6 Prozent weniger als 2010 (664 Fälle).

Jugendkriminalität: 65,4 Prozent aller Diebe und Räuber in der Stadt sind Jugendliche, sagt Mader. Insgesamt sind 594 der 2237 in 2011 ermittelten Tatverdächtigen unter 21 Jahre. 381 davon sind unter 18 Jahre, 275 zwischen 14 und 18 Jahre alt. Die Jugendlichen sind für einen Gutteil der sogenannten Roheitsdelikte in der Stadt verantwortlich. 574 dieser Taten gab es 2011, vier mehr als 2010. Darunter fällt auch das Abziehen unter Jugendlichen.

"Uns macht Sorgen, dass wir hier einen Anstieg von zuletzt sieben auf 25 Täter in 2011 verzeichnen", sagt Mader. Besonders auf Mobiltelefone hätten es die Täter abgesehen. "Die meisten Jugendlichen und Erwachsenen laufen mit den Geräten in den Hand durch die Gegend. Da fällt die Auswahl den Tätern leicht", sagt Mader.

Sexualdelikte: 470 Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder oder Erwachsene gab es 2011, fünf Fälle mehr als 2010. Die Täter sind in der großen Mehrzahl Männer. 83 Prozent der Fälle wurden aufgeklärt. Im Bereich der häuslichen Gewalt verzeichnet die Kriminalpolizei 145 Fälle, in sieben Fällen wurde der Mann der Wohnung verwiesen.

Körperverletzung: 414 Fälle gab es 2011, im Vergleich zu 2010 ein Minus von 1,7 Prozent. Die Zahl der schweren oder gefährlichen Körperverletzungen lag 2011 wie 2010 bei 87 Fällen.

Betrug: 768 Fälle wurden der Polizei 2011 angezeigt, 14,7 Prozent mehr als 2010 (669). Mader: "Der Hauptteil dabei ist der Betrug im Internet-Handel." 72,5 Prozent der Fälle wurden geklärt.