Ins kalte Wasser gesprungen: Abendblatt-Mitarbeiter Steffen Lüdke testet die gerade eröffnete Wasserski-Anlage in Norderstedt.

Norderstedt. Besorgt halte ich den großen Zeh in den plötzlich arktisch-kalt erscheinenden Stadtparksee, aus dem von unten dunkelgrüne Pflanzen durch das klare Wasser schimmern. Über mir verdecken dunkle Regenwolken drohend die Sonne, während sich mutige Könner auf ihren Wakeboards von der leise surrenden Wasserski-Anlage in den See des Norderstedter Wakeboard Cablepark katapultieren lassen. Wakeboard fahren ist etwas für Fortgeschrittene, das wird schnell klar, für mich bleiben erst einmal die breiten Wasserski.

Der schwarz-rote Neoprenanzug schnürt mir die Rippen zusammen, auch die Schwimmweste könnte nicht fester sitzen. Je enger, desto wärmer wurde mir vorher berichtet. Die Entscheidung fiel nicht allzu schwer. So richtig einladend sieht das Ganze hier ja nicht aus, denke ich mir fröstelnd, als Betreiberin Anne Rumpel mir die Sicherheitsvorschriften einbläut: "Wenn jemand auf dich zukommt, einfach ganz schnell den Kopf untertauchen. Verprügeln kannst du ihn hinterher." So beruhigt wende ich mich wieder meiner Starthocke zu: Arme lang lassen, Gewicht ganz nach hinten verlagern und die Skispitzen nach oben bringen, lautet die Devise - klingt einfach, in der Realität bin ich kurz davor, rücklings nach hinten zu fallen.

Die 28-Jährige stützt mich glücklicherweise, als ich mich auf der grün-roten Kunstrasen-Matte positioniere. Jeden Moment wird mich der Seilzug mit rund 30 Kilometern pro Stunde in Richtung See reißen. Der gelungene Salto eines Wakeboarders begeistert die pausierenden Fahrer. Ich konzentriere mich hingegen darauf, halbwegs stehend das Wasser zu erreichen. Krampfhaft unklammern meine Finger die hölzerne Hantel.

Mit einem Ruck wird mein Körper ins Wasser gerissen, die Beine samt Ski schleife ich hinterher. "Lass' ja die Arme immer lang, sonst fällst du nach hinten, das schwöre ich dir", habe ich noch Anne Rumpels Worte im Ohr, bevor ich intuitiv meine Arme anwinkele, um die Vorlage auszugleichen. Das nächste, das ich spüre, ist kaltes Nass. Wasser rauscht in meinen Ohren. So sieht also der Stadtparksee von unten aus.

Aber ich halte die Hantel fest und richte mich tatsächlich wieder auf - der Start ist gemeistert. Der Rest ist purer Spaß, mit Genuss stemme ich abwechselnd das linke und rechte Bein ins Wasser, fahre die schmalen Tore aus roten Bojen an, die den jeweiligen Kurveneingang markieren.

900 Meter ist die Strecke des Wakeboard Cablepark lang. Unter den Wasserski-Anlagen ist sie damit eine der längsten, im Gegensatz zu vergleichbaren Konstruktionen aber relativ straff. So kommt es, dass die Fahrer auch in den Kurven das Tempo beibehalten und nicht anschließend wieder mit einem kaum zu kompensierenden Ruck nach vorne gerissen werden.

Auch für mich sind die Kurven kein Problem. Die "Obstacles", neudeutsch für Hindernisse, spare ich trotzdem aus. Zwei Rampen, eine "Straight" sowie die "Pipe" zum "grinden", eine Art drüberrutschen, und eine "Funbox" wurden für die fortgeschrittenen Wakeboarder installiert. Damit ist die Anlage im Vergleich zu den umliegenden Konkurrenten weit vorne, es werden wohl nicht nur Anfänger an den Norderstedter Stadtparksee pilgern.

Auch Hendrik Steffens aus Henstedt-Ulzburg weiß die Hindernisse zu schätzen. Er ist erfahrener Wakeboarder sowie Kitesurfer und war am 1. Mai, dem Eröffnungstag, der erste, der eine Saisonkarte erstand. "Die Strecke ist super, sie gefällt mir richtig gut. Hier werde ich noch viel Spaß haben", so der 22-Jährige.

Eine pünktliche Eröffnung stand jedoch lange in den Sternen. Erst Anfang Januar wurde das Fundament für das Hauptgebäude mit Umkleideräumen und Duschen gegossen. Noch heute arbeitet das Team um Anne Rumpel verbissen daran, letzte Details und auch das Restaurant fertig zu stellen.

Grund für die kurze Planungszeit waren auch die politischen Querelen um die Wasserski-Anlage. Zu spüren ist davon mittlerweile nichts mehr. Weder die Technik noch die Gäste verursachen störenden Lärm. Das Surren des Seilzugs ist am Ufer kaum wahrnehmbar. Alles in allem dürfte das Arriba-Strandbad wesentlich mehr Lärm verursachen, und auch in Sachen Umweltschutz sieht Anne Rumpel kein Problem. Die künftige Norderstedterin stammt aus einer Wasserski-Dynastie, ihr Großvater hatte einst den See in Süsel erschlossen und befahrbar gemacht. Cousin Christian betreut den Wasserski-Park noch heute. "In Süsel leben wir schon seit Jahren friedlich mit vielen Enten und Schwänen zusammen. Die bekommen sogar Nachwuchs und lassen sich gar nicht stören. Zudem hat das Wasser im See oft Trinkwasserqualität", sagt sie.

In den Genuss des kühlen Nass aus dem Stadtparksee komme ich dann doch noch. Nach zwei erfolgreichen Umrundungen schlüpft meine rechte Ferse aus dem Ski, schon bei der nächsten Kurve werde ich ein Opfer der Wellen. Weit schwimmen muss ich zum Glück nicht. Um das gesamte Areal herum verläuft ein schwimmender Steg, auf dem die Gestürzten zurück zum Start gelangen.

Aufgeben kommt aber nicht in Frage. Die Kälte ist vergessen, der Respekt abgelegt. Euphorisiert von den Runden zuvor und bestätigt durch die überraschte und anerkennende Leistungsbeurteilung der Fachfrau, drehe ich noch schnell eine Runde und wage mich dann aufs Wakeboard. Lässig durch die Luft fliegen wie die Profis, das wär's!

Schnell schlüpfe ich in die Schlaufen, setze mich möglichst schräg in die Startposition und warte auf die Leine.

Dass Übermut selten gut tut, wird mir dann aber doch ganz schnell und drastisch vor Augen geführt. Das Fliegen klappt, jedoch ohne Wakeboard. Nach gut drei Metern tauche ich mit der Brettspitze ins Wasser und finde mich in Superman-Pose an der Hantel hängend wieder. Auch die Ambitionen in Sachen Lässigkeit sind zum Scheitern verurteilt. Die Könner haben ihre eigenen Neoprenanzüge mitgebracht und tragen die Badeshorts über dem Anzug - ein klarer Pluspunkt.

Mein Urteil habe ich dennoch gefällt: Geschlagen gebe ich mich noch lange nicht. Ich komme wieder. Dann soll es auch mit dem Wakeboard klappen.

Eine Zwei-Stundenkarte kostet für Jugendliche unter 16 Jahren 21 Euro, für Erwachsene 27 Euro. Für besonders heiße Tage ist eine Tageskarte (Jugendliche 33 Euro, Erwachsene 39 Euro) zu empfehlen. Eine Saisonkarte, die auch in Süsel gültig ist, ist in diesem Jahr für 500 Euro, bzw. 700 Euro zu erwerben. Gruppen ab 17 Personen können die Anlage für zwei Stunden zu einem Preis von 22 Euro pro Person mieten. Für den gleichen Preis können Gruppen zwischen zehn und 15 Personen im öffentlichen Betrieb mitlaufen. In der Woche können Schulklassen die Bahn vormittags von 8 bis 14 Uhr mieten. Die Kosten betragen 18 Euro pro Schüler.