Die Proben für “Der Ölprinz“ haben begonnen. Das Karl-May-Ensemble wurde zum Saisonauftakt im Segeberger Rathaus empfangen

Bad Segeberg. Wer 1952 mitspielte, musste zwar kein Geld mitbringen, konnte aber auch nicht wirklich reich werden: 12,50 Mark bekam damals jeder Darsteller während der ersten Karl-May-Spiele. Am Ende der Saison gab es noch einen Erfolgsbonus von 106 Mark. Darüber können die heutigen Darsteller nur schmunzeln: Erol Sander zum Beispiel erwirtschaftet einen guten Teil seines Jahrseinkommens in Bad Segeberg. Über seine Gage gibt es keine offiziellen Angaben, bekannt ist aber, dass die Hauptdarsteller eine Fixgage erhalten und am Erfolg beteiligt sind.

Vor diesem Hintergrund gab es beim traditionellen Empfang des Karl-May-Ensembles zum Saisonbeginn im Segeberger Rathaus nur frohe Gesichter: Die Karl-May-Spiele sind ein erheblicher Wirtschaftsfaktor in der Kreisstadt. Mit dem jährlichen Überschuss werden etliche andere Aufgaben der Stadt finanziell gestützt.

"60 wilde Jahre" ist das Motto der Karl-May-Spiel 2011. Das stimmt zwar nicht ganz - genau genommen sind es 60 Spielzeiten in 59 Jahren -, aber Jubiläumsstimmung herrscht trotzdem. Im Rathaus gibt eine Ausstellung einen Überblick über die Entwicklung der Spiele.

Lisa Fitz, Erol Sander, Markus Majowski und Marek Erhardt hatten genügend Zeit, sich die Ausstellung anzusehen. Denn Regisseur Norbert Schultze jr. kam zu spät zum Rathausempfang - ein Stau hatte ihn aufgehalten. Nach einigen Jahren Pause hat man ihn wieder als künstlerischen Leiter engagiert, weil er schon zehn Mal bewiesen hat, dass er das Ensemble dirigieren kann. Der "Junior" ist immerhin schon 68 Jahre alt: "Ich freue mich auf diese Aufgabe." Geschäftsführerin Ute Thienel und Bürgermeister Dieter Schönfeld, Chef der veranstaltenden Kalkberg GmbH, trauen ihm die Aufgabe zu, einen rasanten "Ölprinzen" auf die Bühne zu bringen. Erol Sander, unumstrittener Star der Spiele, gibt schon zum fünften Mal den Winnetou. Er fühlt sich im Kreise des Ensembles sichtlich wohl. Zum Inventar der Karl-May-Spiele gehört natürlich Joshy Peters, der in diesem Jahr wieder Old Shatterhand spielt: Seit 1987 ist er dabei, fünf Bürgermeister hat er während dieser Zeit bei den Rathausempfängen erlebt. Der erfahrene Schauspieler kann auch bezeugen, dass die Brötchen während des Empfangs im Laufe der Jahre immer trockener wurden. Sparen ist in Bad Segeberg angesagt. Aber bei den Karl-May-Spielen wird nicht geknausert. Denn dieses Theater gehört zu den ganz wenigen in Deutschland, die einen Gewinn erwirtschaften.