Eine Glosse von Michael Schick

Bestes Wetter, die Sonne lässt dem inneren Schweinehund keine Chance. Ende der monatelangen Fahrrad-Abstinenz. Also rauf aufs Rad und zur Arbeit strampeln. Das stärkt Muskeln und Kreislauf, ist ein klares Kampfsignal an die Ölmultis und die steigenden Preise an den Tanksäulen - und beruhigt das Umweltgewissen.

Der Blick in die Baumkronen verpasst der Motivation zwar eine kleine Delle. Der Wind bläst aus Osten, und das kräftig und mir entgegen. Na gut, mehr Kraftaufwand, aber auch zusätzlicher Profit für die vernachlässigte Kondition. Und die Gewissheit, dass der Rückweg mit Schub von hinten weniger schweißtreibend wird.

Schon auf dem ersten Drittel der knapp zwölf Kilometer langen Tour melden die Muskeln Müdigkeit. Und die langen Geraden, auf denen der Wind mich völlig barrierefrei attackiert, liegen noch vor mir. Immer weiter treten, den Kopf beschäftigen, etwa mit der Frage, wie es die Profis nur schaffen, trotz Gegenwind Tempo 40 und mehr auf die Straße zu bringen. Der alte Spruch vom gesunden Körper, in dem ein gesunder Geist wohnt, beherrscht die Gedanken. Dann endlich die Zieleinfahrt. Absteigen, auf wackligen Beinen an den Schreibtisch stapfen, sich aber natürlich nichts anmerken lassen.

Und sich auf die Heimfahrt freuen. Doch auf der Strecke überlebt die Freude nicht lange. Schon wieder strampele ich gegen den Wind. Das Biest hat gedreht. Fehlt nur noch, dass die steife Brise "Ätsch!" ruft.