Die Anwohner vom Krummen Weg wollen den zunehmenden Verkehr in ihrer kleinen Straße nicht mehr hinnehmen

Norderstedt. Der Verkehr nimmt kontinuierlich zu. Die Wege werden zugeparkt, und sogar Lkw irren durch die kleine Straße. "Wir kommen mit unserem Auto kaum noch von der Ausfahrt auf die Fahrbahn. Das geht nur, wenn man irgendwann einfach drauf los fährt", sagt Inge Börger, die mit ihrem Mann Dietrich-Eberhard Zeschke am Krummen Weg wohnt. Sie ist in Garstedt aufgewachsen, hat als Kind auf der Straße Kibbel-Kabbel gespielt und beklagt jetzt sinkende Lebensqualität durch die täglichen Staus.

Und zunehmende Gefahren für die vielen Kinder, für die der Krumme Weg Schulweg ist. Das alternierende Parken beschwöre immer wieder unfallträchtige Situationen herauf, wenn Autofahrer noch schnell an geparkten Fahrzeugen vorbei wollten, und der entgegenkommende Fahrer auf sein Vorfahrtsrecht pocht. "Da müssen sie schon auf den Bürgersteig ausweichen, um einen Unfall zu vermeiden", sagen die Anwohner.

Die kleine Straße ist Teil eines beliebten Schleichwegs. Viele, die aus Richtung Schnelsen kommen und zum Herold-Center oder auf der Ochsenzoller Straße zur Marommer Straße wollen, biegen von der Ohechaussee in die Tannenhofstraße ein und steuern von dort über den Krummen Weg die Ochsenzoller Straße an. "Dass viele diese Abkürzung wählen, liegt auch an einer einschneidenden Änderung der Verkehrsführung. Nach dem Umbau der Kreuzung dürfen Autofahrer von der Ohechaussee nicht mehr nach links in die Ochsenzoller Straße abbiegen", sag Kai Hädicke-Schories, Verkehrsbeauftragter der Norderstedter Polizei. Er habe zwar auf das Folgeproblem hingewiesen, die Stadt habe sich aber für die neue Regelung entschieden.

Ein weiterer Staupunkt ist die Kreuzung Tannenhofstraße. "Auch hier gibt es lange Staus, sodass ortskundige Autofahrer lieber durch den Krummen Weg fahren, um Zeit zu sparen", sagt Dietrich-Eberhard Zeschke, der mit seiner Frau kurz vor der Ecke KrummerWeg/Tannenhofstraße wohnt und gelegentlich Lkw oder Reisebusse sieht, die direkt vor seiner Tür parken. Inzwischen weiß der Norderstedter auch, warum: Das kleine rote Backsteinhaus gegenüber, das sich hinter einer Hecke versteckt, sei ein Bordell. "Und dann verschwinden Lkw- und Busfahrer mal schnell für eine halbe Stunde", sagt der Norderstedter und schmunzelt, denn Probleme mit den Frauen gebe es nicht, der Betrieb sei genehmigt.

Zeschke hat einen weiteren Verkehrsbringer ausgemacht: "Die Navigationsgeräte haben die Strecke über den Krummen Weg wahrscheinlich als kürzeste Verbindung identifiziert und führen nun die Autofahrer an unserem Haus vorbei." Die Betroffenen hoffen auf eine Lösung, die seit langem diskutiert wird: die Verlängerung der Berliner Allee nach Süden. Diese neue Straße würde über das Plambeck-Grundstück führen und an die Tannenhofstraße angebunden werden.

"Aus stadtplanerischer und verkehrlicher Sicht macht dieser Plan wenig Sinn", sagt Baudezernent Thomas Bosse. Damit würde eine weitere Nord-Süd-Achse entstehen, die zusätzlichen Verkehr anziehen und die Tannenhofstraße erheblich belasten würde. Wenn die Berliner Allee, wie beschlossen, nach Norden verlängert und an den Friedrichsgaber Weg angebunden ist, könnten die Autofahrer in einem Rutsch bis zur Ohechaussee fahren und die Staus auf dem Straßenzug Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg umgehen. "Wir müssten die Tannenhofstraße ausbauen, was aber nicht möglich ist und sicher nicht im Interesse der Anwohner wäre", sagt Bosse. Auch in der Politik zeichnet sich zurzeit keine Mehrheit für die Südverlängerung der Berliner Allee ab. Eine andere Variante hält der Dezernent hingegen für "nachdenkenswert": "Die Belastung würde ja rein rechnerisch schon halbiert, wenn der Krumme Weg zur Einbahnstraße umgewandelt wird", sagt Zeschke. Einbahnstraßen spielen auch im Verkehrskonzept für den Ortsteil Garstedt eine Rolle. Denn der Krumme Weg ist nicht der einzige Problempunkt rund um das Herold-Center, wie sich an den Bürgerinitiativen zeigt.

Die Anwohner im Neubaugebiet Garstedter Dreieck wollen die Verlängerung der Berliner Allee nach Norden verhindern. Sie fürchten, dass die neue Verbindung den Verkehr stark wachsen lässt und bis zu 15 000 Fahrzeuge am Tag an ihren Häusern und Wohnungen vorbeirollen. Darüber können die Anlieger von Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg nur lachen - auf der westlichen Nord-Süd-Achse sind noch 10 000 Autos pro Tag mehr unterwegs (wir berichteten).

"Problem erkannt und bekannt", sagt Bosse, der mit seinen Kollegen fast so ein bisschen wie der berühmte Don Quijote vergeblich gegen die Windmühlen kämpfte gegen den Autoverkehr im Zentrum von Garstedt kämpft. Das Grundproblem: Viele Straßen stammen noch aus der Zeit, als es nur vier Einzelgemeinden gab. Die Straßen sind nicht mitgewachsen und heute oft zu schmal, um die Flut der Autos aufnehmen zu können.

Dennoch hat die Stadt ein Gutachten erstellen lassen, wie sich die Situation entspannen lässt. "Bevor wir Details nennen, werden wir das Konzept mit den Politikern diskutieren", sagt Thomas Bosse. Der Norderstedter Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr wird sich am 19. Mai mit dem Konzept beschäftigen.