Die Stadt macht neue Schulden und zahlt 1,27 Millionen Euro für die neue Außenanlage bei TuRa Harksheide

Norderstedt. Hinter dem Stadion am Exerzierplatz reißt ein kleiner Bagger den völlig verbrauchten Kunstrasen in Bahnen vom Boden ab. Nebenan, auf den Basketball-Spielfeldern, transportiert ein Gabelstapler die bereits zusammen gerollten roten Granulatteppiche ab. Auf der Außensportanlage des Turn- und Rasensportvereins Harksheide hat die überfällige Sanierung begonnen.

Am Montag schaut man auf der Sport-Baustelle in viele begeisterte Gesichter. Die zweite Vereins-Vorsitzende Andrea Mordhorst strahlt von einem Ohr zum anderen und ergeht sich in Dankesworten an die Politik, an Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote und an den Kreissportverband. Denn die Summe, für die hier jetzt alles neu gemacht wird, ist eine beträchtliche: 1,42 Millionen Euro werden ausgegeben für die Sanierung des Rasenplatzes und der Leichtathletikanlage, außerdem für den Bau von zwei zeitgemäßen und komfortabel bespielbaren Kunstrasenplätzen. Sie beerben den für die Atemwege und die Knie der Spieler wenig freundlichen Grandplatz und die beiden verbrauchten Spielfelder daneben.

Vor kaum drei Monaten brandete bei TuRa heftige Kritik auf. Die Sanierung stand auf der Streichliste von SPD und GALiN. Die TuRaner fühlten sich übergangen und verschaukelt - und der Verein drohte, die Anlage zu schließen, weil die Sicherheit der Sportler auf der maroden und seit 30 Jahren nicht mehr sanierten Außenanlage in Gefahr sei.

Doch dann gingen die 1 270 000 Euro, die die Stadt für die Sanierung bereitstellen wollte, doch noch durch im mit 16 Millionen Euro Neu-Schulden belasteten Doppelhaushalt 2010/2011. Antizyklisch will die Stadt investieren in schlechten Zeiten. Und am Montag machte der Oberbürgermeister klar, warum das bei TuRa gut so ist. TuRa sei nicht nur der größte Verein in der Stadt, sondern mit 4145 Mitgliedern, die in 30 verschiedenen Sportarten aktiv sind, der drittgrößte Verein in ganz Schleswig-Holstein. Wöchentlich nutzen etwa 1000 Sportler die Außenanlage, die Fußballer ebenso wie die Foot- und Volleyballer, dazu die Leichtathleten und die Schüler der umliegenden vier Schulen. All diesen Menschen sei eine marode und gesundheitsgefährdende Anlage nicht zuzumuten.

Gleichwohl dürften die TuRaner froh sein, dass sie die Sanierung jetzt über die Bühne bekommen, so lange die Einnahmen-Krise die Stadt nicht zu schmerzhaften Einschnitten zwingt. Oberbürgermeister Grote bezeichnet die Lage nicht als überkritisch, spricht von 2010 und 2011 als wirtschaftlich schwierigen Jahren, aber auch von den guten Signalen, die die örtliche und regionale Wirtschaft in Bezug auf ihre Auftragslage gebe. "Aber wir werden uns in Zukunft schon genau überlegen müssen, was wir uns noch erlauben können." Die Aussichten für Millionen-Projekte wie das bei TuRa Harksheide werden also nicht gerade besser.

Doch Grote sieht im Sportanlagenbau einen gewissen Zwang zur Investition für die Stadt. Der Bedarf steige, 18 000 Sportler in der Stadt fordern ihr Recht. Gleichzeitig schränke die zunehmende Nutzung der Sportanlagen am Nachmittag durch die Schulen die Vereinsarbeit ein.

Trotz aller Sparzwänge verfolge die Stadtverwaltung deswegen weiter den Bau einer neuen zentralen Großsportanlage für alle Norderstedter Vereine. "Die letzte haben wir mit der Stadtgründung gebaut", sagt Grote. Das sei kein Projekt für die nächsten zwei Jahre, aber Schritt für Schritt wolle man der Realisierung entgegen gehen. Momentan gebe es lediglich einen Prüfauftrag für das Projekt, über Ausgestaltung und Standort sei noch nichts besprochen.

Das Problem bei der Realisierung solcher Vorhaben seien weniger die reinen Investitionskosten. Die könne eine Stadt über mehrere Jahre verteilen und abschreiben. "Was die Kommunen auffrisst, sind die jährlichen Fixkosten für diese Einrichtungen", sagt Grote.

Über diese Fragen müssen sich die TuRaner jetzt keinen Kopf machen. Nach Abschluss der Sanierung im Herbst haben die Harksheider für die nächsten zwanzig Jahre Ruhe, so die Schätzungen im Vorstand.