Der sechsspurige Ausbau der A 7 sorgt für Probleme auf den Straßen im Kreis Segeberg. Die Landrätin will vorsorgen

Kreis Segeberg. Der geplante sechsstreifige Ausbau der Autobahn 7 auf einer Strecke von rund 60 Kilometern zwischen Schnelsen-Nord und dem Bordesholmer Dreieck setzt die Verkehrsplaner des Kreises Segeberg unter Zugzwang: Sie rechnen damit, dass die Straßen des Kreises den Verdrängungsverkehr während der fast vierjährigen Bauarbeiten verkraften müssen. Um einem Verkehrschaos rechtzeitig zu begegnen, sollen bereits jetzt Konzepte für eine vorübergehende Verkehrsführung entworfen werden. Landrätin Jutta Hartwieg kündigt an, dass auch die Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs in die Planungsphase einbezogen werden sollen.

Der geplante sechsspurige Ausbau der A 7 - zwischen Landesgrenze Hamburg und Elbtunnel wird die Autobahn sogar auf acht Spuren erweitert - betrifft viele Menschen im Kreis Segeberg: Etwa zwei Drittel der Gesamtbevölkerung lebt in unmittelbarer Nähe der Autobahn. Viele davon müssen damit rechnen, dass auf sie zwischen 2013 und 2017 ein Verkehrschaos zukommt. Denn anders als auf der A 1 zwischen Hamburg und Bremen werden Autofahrer auf Nebenstrecken ausweichen - und damit auf den Bundes- und Landstraßen des Kreises Segeberg fahren. In erster Linie wird davon die B 4 betroffen sein, aber auch die B 432 könnte eine beliebte "Bypass-Strecke" werden: Sie führt direkt zur A 21, die in Richtung Norden eine schnellere Fahrt garantiert. Diese Umgehungskonstellation wiederum könnte vor allem Norderstedt hart treffen.

Für die Planung ist die Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) zuständig, die aus den Problemen beim Ausbau der A 1 zwischen Hamburg und Bremen ihre Lehren ziehen will. Mit erheblichen Behinderungen auf der 60 Kilometer langen Strecke ist aber auf jeden Fall zu rechnen.

In der Segeberger Kreisverwaltung laufen die Fäden bei Verkehrsplaner Frank Hartmann zusammen. Der wird die verbleibende Zeit bis zum Beginn des Ausbaues nutzen, um Ausweichkonzepte zu erarbeiten. "Es wird in jedem Fall eine schwierige Phase für die Anliegergemeinden entlang der B 4", befürchtet Hartmann. Landrätin Jutta Hartwieg plädiert dafür, zusammen mit der AKN, dem Hamburger Verkehrsverbund (HVV) und anderen Anbietern des öffentlichen Personennahverkehrs im Kreis Segeberg und darüber hinaus spezielle Angebote für die Zeit der Bauphase zu machen, um möglichst viel Personenverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. "Wir werden entsprechende Gespräche einleiten", kündigt die Landrätin an.

Die Planung für den Ausbau der A 7 erfolgt in mehreren Abschnitten. Das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt Bordesholm-Neumünster-Nord ist bereits abgeschlossen. Nur noch bis heute sind die Planfeststellungsunterlagen für den Abschnitt 4 von Bad Bramstedt bis Kaltenkirchen im Rathaus Bad Bramstedt und in der Amtsverwaltung Kaltenkirchen-Land ausgelegt. Die weiteren Abschnitte befinden sich in der Vorbereitung für das Planfeststellungsverfahren. Für alle Abschnitte in Schleswig-Holstein sollen im Jahr 2011 die Planfeststellungsbeschlüsse vorliegen. Für die Abschnitte zwei (Neumünster-Nord bis Großenaspe), drei (Großenaspe bis Bad Bramstedt) und fünf (Kaltenkirchen bis Quickborn) gibt es noch keine Auslegungstermine. Die Auslegung der Planfeststellungsunterlagen für den Abschnitt sechs (Quickborn bis Schnelsen-Nord) beginnt am Dienstag, 25. Mai. Die Unterlagen können dann während der Öffnungszeiten in den Rathäusern Norderstedt und Quickborn sowie im Amt Pinnau eingesehen werden.

Der Ausbau der A 7 gehört zu den Projekten des vordringlichen Bedarfs des Bedarfsplans für die Bundesfernstraßen. Geprüft wird, ob der Ausbau der Autobahn als ÖPP-Projekt (Öffentlich-Private-Partnerschaft) vorgenommen werden kann. Eine erste Realisierungsstudie belegt nach Angaben des schleswig-holsteinischen Verkehrsministeriums die wirtschaftliche Machbarkeit im Bereich zwischen dem Autobahndreieck Bordesholm und der Landesgrenze Schleswig-Holstein/Hamburg. Bei diesem Modell werden der Ausbau des fünften und sechsten Fahrstreifens sowie die Erhaltung und der Betrieb aller Fahrstreifen von einem privaten Konzessionsnehmer übernommen und finanziert. Als Gegenleistung kassiert der private Betreiber die kilometerbezogene Autobahnmaut für schwere Lkw. Nach Ablauf der Konzessionslaufzeit von 25 oder 30 Jahren wird die Autobahn vom Konzessionsträger auf die öffentliche Hand zurück übertragen. Das Verfahren zur Konzessionsvergabe soll in der zweiten Hälfte dieses Jahres beginnen und wird etwa zwei Jahre dauern.