Angeblich verabreichte der 18-Jährige seiner Freundin Drogen. Angeklagte geben Tat zu

Norderstedt. Warum wurde der Norderstedter Christian W. (18) in der Wohnung seiner damaligen Freundin Charlene W. (17) in Norderstedt im Januar 2009 von zwei ihm unbekannten Deutschrussen brutal zusammengeschlagen? Diese Frage musste Richter Reinhard Leendertz vom Amtsgericht in Norderstedt jetzt im Prozess gegen die in Braunschweig wohnenden Angeklagten Waldemar S. (23) und Kadir B. (22) klären.

Nach einem Zechgelage in der Wohnung der befreundeten Familie W. gingen die beiden Männer plötzlich mit Faustschlägen auf den Freund der Tochter los und brachen ihm das Jochbein und den Oberkiefer.

Beide Angeklagten reden nicht "um den heißen Brei herum", sondern geben die brutalen Schläge zu: Sie kennen die Familie W. seit Jahren aus Braunschweig, wo sie Nachbarn waren, auch die Tochter Charlene kannten sie schon als Kind.

Auf dem Weg zur Familie wurde reichlich Bier und Wodka getrunken

Zu viert hatten sie sich im Januar des vergangenen Jahres nachts zu einem Besuch bei der Familie in Norderstedt auf den Weg gemacht und unterwegs reichlich Bier und Wodka gebechert.

Früh morgens bei Familie W. angekommen wurde feuchtfröhlich weitergefeiert. Irgendwann hatte sich der damalige Freund von Charlene W. hinzugesellt. Während Christian W. arglos im Wohnzimmer auf dem Sofa saß, beklagte sich die Mutter der Familie W. bei ihren Besuchern über Christian W., er würde ihre Tochter schlagen und ihr Drogen geben.

Die Angeklagten stürmten ins Wohnzimmer und schlugen zu

Diese Behauptungen genügten, um die Angeklagten ausrasten zu lassen: Sie stürmten ins Wohnzimmer - Waldemar S. verpasste W. einen Faustschlag an den Kiefer, der wie das Opfer Christian W. als Zeuge erzählt, ein lautes Knacken verursachte und ihn auf die Seite kippen ließ. Kadir B. setzte nach und schlug mit der flachen Hand mehrmals so stark zu, dass auch das Jochbein brach.

Christian B. gibt an, sich völlig ausgeliefert gefühlt zu haben. Ein dritter inzwischen in Braunschweig verurteilter Täter kam dann auch noch mit einem Messer aus der Küche, wurde aber von der entsetzten Charlene W. aufgehalten, die Schlimmeres verhinderte.

Die Männer entschuldigten sich beim Opfer und luden es zum Bier ein

Die Angeklagten erzählen, dann zu sich gekommen zu sein und das Ganze als Fehler erkannt zu haben. Sie entschuldigten sich bei ihrem Opfer und luden es zum Bier ein. Unter einem Vorwand verabschiedete sich der schwer verletzte Christian W. und sah zu, dass er wegkam und zwar zu seiner Mutter, die ihn sofort ins Krankenhaus brachte. Noch heute leidet Christian W. an Schmerzen beim Kauen.

Der sympathische junge Mann, dem man abnimmt, dass er weder jemals seine Freundin geschlagen noch ihr Drogen gegeben hat, berichtet von einem Knutschfleck am Hals seiner damaligen Freundin, aufgrund dessen deren Mutter, die ihn nie leiden konnte, behauptet hatte, er habe Charlene gewürgt und geschlagen. Auch in seiner Schule suchte die Frau, die psychische Probleme haben soll, ihn einmal auf und versuchte, ihn tätlich anzugreifen, was die Schulleiterin verhinderte.

Auch Charlene W. bestätigt, dass ihr damaliger Freund sie nie geschlagen oder ihr Drogen gegeben hat. Die Beziehung zwischen ihr und dem Opfer ist an dem Vorfall zerbrochen.

Waldemar S. wurde schon wiederholt wegen Körperverletzung verurteilt

Ein einfaches Gespräch mit Charlene W. oder ihrem Fraund hätte die Angelegenheit klären können ohne Schläge, stellt Richter Leendertz fest. Der Richter hält den Angeklagten zugute, dass sie Reue zeigen und sich entschuldigt haben. Sie müssten aber in Zukunft ihr Freizeitverhalten weniger "alkohollastig" gestalten, damit so etwas nicht wieder passiere.

Waldemar S. wurde schon wiederholt wegen Körperverletzung verurteilt, bei ihm wird eine Bestrafung des Amtsgerichts Braunschweig einbezogen - elf Monate Freiheitsstrafe lautet für ihn das Urteil. Für den nicht vorbestraften Kadir B. erkennt das Gericht auf sieben Monate Freihheitsstrafe - beide Strafen werden zur Bewährung ausgesetzt.