Forschungszentrum Borstel sieht gute Marktchancen vor allem in den USA

Borstel. Jährlich erkranken in Deutschland 154 000 Menschen an Blutvergiftung - fast 70 000 sterben daran. Eine Blutvergiftung - oder Sepsis - entwickelt sich, wenn unser Immunsystem in Reaktion auf eine bakterielle Infektion außer Kontrolle gerät. Medikamente wie Antibiotika helfen nur bedingt gegen die Krankheit, die zu 30 bis 50 Prozent tödlich verläuft. Der Biophysiker Klaus Brandenburg vom Forschungszentrum Borstel, dem Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften, kann vielen Menschen Hoffnungen machen: Mit seinem Team hat er einen Wirkstoff entwickelt, mit dem Blutvergiftungen wirksam behandelt werden können.

Bei einer Blutvergiftung reagiert das Immunsystem sehr stark und setzt große Mengen an Botenstoffen frei, die den gesamten Körper alarmieren und überall Entzündungen auslösen. Sobald lebenswichtige Organe wie die Lunge betroffen sind, können die Patienten sterben. Antibiotika setzen die "feindlichen" Stoffe frei und kann verheerende Entzündungsreaktionen freisetzen. Klaus Brandenburg ist es jetzt gelungen, künstliche Proteine (Peptide) herzustellen, die die Entzündungen hemmen und auch bei Vireninfektionen das Immunsystem stärken können.

Das Forschungszentrum Borstel sieht gewaltige Marktchancen: Allein in den USA werden jährlich 17 Milliarden Dollar für die Behandlung von Sepsis ausgegeben. Derzeit läuft die vorklinische Testphase, 2011 beginnt die klinische Testphase. Vor der Zulassung muss das Arzneimittel an einer großen Anzahl von Patienten getestet werden. "Wir werden uns um die Schutzrechte in Europa, Amerika und Japan bemühen", sagt Klaus Brandenburg.