Solvente Einwohner haben schon 200 000 Euro überwiesen. Kieler Innenminister prüft Rechtmäßigkeit.

Quickborn. Das dürfte bislang einmalig sein, was sich derzeit in Quickborn abspielt: Solvente Bürger helfen mit privatem Vermögen der klammen Stadt aus der Patsche, indem sie der Kommune Geld zu einem festen Zinssatz für ein Jahr leihen. 200 000 Euro hat bereits eine Handvoll Quickborner auf das Konto der Stadtkasse eingezahlt, sagt Stadtkämmerin Meike Wölfel. In einem Jahr erhalten sie ihr Geld zurück - plus drei Prozent Zinsen.

Bürgermeister Thomas Köppl ist begeistert vom Engagement und Vertrauen seiner Bürger. Plötzliche Steuerausfälle in Millionenhöhe und ein finanzieller Kraftakt für die Schulbausanierung haben die einst gesunden Stadtfinanzen ins Trudeln gebracht. Bis 2012 wird sich der Schuldenberg von zurzeit 7,9 auf 41 Millionen Euro auftürmen. Das ist fast das 15-fache jener Kreditsumme, mit der Quickborn noch vor Jahresfrist bei den Banken in der Kreide stand. Bei einem ermittelten Grundvermögen von 65 Millionen Euro wäre das zwar noch keine Überschuldung, sagt Köppl. Aber Vorsicht sei geboten. Und so hat die Verwaltung einen bislang einmaligen Diskussionsprozess mit ihren Bürgern um die finanzielle Zukunft der Stadt eingeleitet, der nun zu dieser unverhofften Finanzspritze geführt hat. Die Bürgerin Cornelia Dommel schlug vor 200 Zuhörern bei einer öffentlichen Veranstaltung Anfang Juli vor, Bürger sollten der Stadt Schuldverschreibungen gewähren. Zwei Wochen später war bereits eine sechsstellige Summe auf dem Konto der Stadt gutgeschrieben. Köppl: "Ideal wäre es, wenn die Stadt auf diese Weise davor bewahrt bliebe, in diesem Jahr weitere Kredite aufzunehmen."

Der finanzielle Vorteil für die Stadt scheint auf den ersten Blick nicht gravierend zu sein. 3,04 Prozent betrug der Zinssatz des jüngsten Darlehens der Quickborner Stadtverwaltung, sagt Kämmerin Meike Wölfel. Aber für kurzfristige Kassenkredite, und als solche bewerte sie nun auch die Hilfen der Quickborner Privatleute, müsse Quickborn schon 4,5 Prozent berappen. "Da fahren wir nun wesentlich günstiger", sagt sie. Für Bürgermeister Thomas Köppl steht dabei eine andere Überlegung im Vordergrund: "Warum sollen wir die Zinsen den Banken geben? Auf diese Weise bleibt das Geld in der Stadt." Quickborn garantiere seinen Bürgern einen festen Zinssatz von drei Prozent. "Das ist eine absolut sichere Geldanlage. Eine Kommune kann nicht pleitegehen." Und ist hinsichtlich einer festen Geldanlage ein gutes Objekt: Bei der Sparkasse Südholstein liegt der Zinssatz für ein Jahr und 5000 Euro nur bei 0,8 Prozent, für 10 000 Euro bei 0,9 Prozent. Vielleicht ein Grund, weshalb sich bereits Interessierte, die gar nicht in Quickborn leben, bei der Kämmerin gemeldet haben.

Beim schleswig-holsteinischen Städtetag verfolgt man die Vorgänge in Quickborn mit Interesse. "Uns ist kein weiterer Fall bekannt", sagt Marc Ziertmann, stellvertretender Geschäftsführer des Städtetages. Der Ansatz sei innovativ, aber nicht auf jede Kommune übertragbar: "Der Aspekt der Freiwilligkeit ist wichtig - die Bereitschaft der Bevölkerung, sich finanziell zu beteiligen, muss da sein."

Das Innenministerium in Kiel äußert sich zu den Vorgängen in Quickborn bislang nicht, sagt lediglich: "Wir haben die Quickborner Verwaltung um eine Stellungnahme gebeten und werden danach die rechtliche Situation beurteilen." Was logisch klingt - schließlich kann nicht jeder Geldgeschäfte anbieten. Die Banken setzen weiter auf ihr Kerngeschäft - "wir sind der bessere Ansprechpartner", sagte ein Sprecher des Sparkassen- und Giroverbands für Schleswig-Holstein. Weiter wollte er sich zunächst nicht äußern.

Wer sich für die Geldanlage "Quickborn" interessiert, kann sich an die Kämmerin wenden, Telefon: 04106/611 220, E-Mail: meike.woelfel@quickborn.de . Ein Darlehensvertrag regelt die Modalitäten. Der Mindestbetrag liegt bei 5000 Euro.