In St. Peter-Ording ist eine Seriema geschlüpft – ein echter Charakterkopf mit südamerikanischen Wurzeln und einer ziemlich zerzausten Frisur.

St. Peter-Ording. Nur Flusen am Kopf: Dieses Küken sieht zwar aus, als wäre es gerade aus dem Wäschetrockner gefallen, hat sich aber tatsächlich erst vor fünf Tagen aus dem Ei gepellt. Geschlüpft ist die kleine Seriema, eine südamerikanische Savannenbewohnerin, im Westküstenpark St. Peter-Ording. Und sie ist schon jetzt ein echter Charakterkopf. Allerdings muss Parkleiter Peter Marke das Jungtier, das bis zu 90 Zentimeter wachsen und formschöne Kopffedern ausbilden wird, von Hand aufziehen. Ein Unwetter hatte das Nest der Eltern zerstört.

Seriemas sind nach Nandus die zweitgrößte bodenlebende Vogelart Südamerikas. Und sie gelten als die letzten Verwandten der vor 18 000 Jahren ausgestorbenen fleischfressenden "Terrorvögel" (Phorusrhacidae), was böswillige Geister dem zerknautscht wirkenden Jungtier sicher schon an der Schnabelspitze angesehen haben wollen. In Wahrheit ernähren sich Seriemas von Insekten und werden in Südamerika von Menschen sogar als handzahme "Wächter" eingesetzt. Ihr eigenwilliger Ruf erinnert mitunter an das Bellen junger Hunde.

Dass das zerzauste, kinderfaustgroße Bündel bereits kräftig die Flügel spreizt, ist - als Laufvogel - auch eher ein Showelement. Als ausgewachsene Tiere schweben Seriemas nur mäßig begabt durch die Lüfte. Sie bevorzugen selbst auf dem Weg zu ihren Schlafplätzen in Baumwipfeln ihre stelzenartigen Beine.