Im Fall Barschel wird jetzt DNA-Material untersucht. Früherer Ministerpräsident starb vor 24 Jahren unter mysteriösen Umständen

Lübeck. Der frühere Leiter der Staatsanwaltschaft Lübeck, Heiner Wille, hat die neuen Untersuchungen im Fall Barschel begrüßt. "Es ist vorstellbar, dass eine Überprüfung auf DNA-Spuren etwas bringt", sagte Wille dem Abendblatt. Die Erfolgschancen seien aber nicht allzu groß. Wie das Abendblatt berichtete, wollen die Lübecker Ermittler in den nächsten Tagen nach verwertbarem Gen-Material an den Asservaten suchen, die beim Tod Barschels 1987 in dessen Hotelzimmer in Genf sichergestellt worden waren.

"Das ist ein erster Schritt", sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Werner Kalinka. Er geht wie Wille davon aus, dass der frühere CDU-Ministerpräsident Barschel ermordet wurde, und hatte bei Kiels Justizminister Emil Schmalfuß (parteilos) auf den DNA-Check gedrungen. "In dem Genfer Hotelzimmer haben neben Anzug, Hemd und Schuhen auch sehr viele andere Dinge gelegen", sagte Kalinka. Eine Überprüfung bringe möglicherweise neue Erkenntnisse, zumal die DNA-Analyse in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht habe.

Fakt bleibt, dass selbst ein Fund von DNA-Spuren kein Durchbruch im Fall Barschel wäre, sondern weitere Fragen nach sich ziehen würde. Die Ermittler müssten prüfen, ob mögliche Spuren von Mitarbeitern des Hotels oder Ermittlungsbeamten in der Schweiz oder Deutschland stammen. Ein schnelleres Ergebnis verspräche ein Abgleich der DNA-Analyse-Datei des Bundeskriminalamts (BKA). Dort sind rund 900 000 Personen- und Spurendatensätze registriert. Wille verspricht sich davon allerdings wenig. Er geht wie Kalinka davon aus, dass Barschel von Profikillern vermutlich eines Geheimdienstes umgebracht wurde. "Profis sind im Zweifel beim BKA nicht erfasst."

Wille, der als Chefermittler im Fall Barschel über Jahre jeden Stein umdrehte, hatte die Mordermittlungen mangels Ergebnisses 1998 einstellen müssen. Sowohl Schweizer als auch viele deutsche Ermittler gehen trotz aller Spekulationen nach wie vor davon aus, dass Uwe Barschel sich nach der Kieler Affäre 1987 und seinem gebrochenen Ehrenwort in Genf selbst das Leben nahm.