Kleidung des früheren CDU-Ministerpräsidenten kommt ins Gen-Labor

Lübeck. Die Staatsanwaltschaft Lübeck will nach Informationen des Abendblatts die Kleidungsstücke des früheren Kieler Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU) auf DNA-Spuren untersuchen. Das bestätigte der Sprecher der Behörde, Oberstaatsanwalt Günter Möller. "Wir werden in den nächsten Tagen prüfen, ob es möglicherweise DNA-Spuren gibt und sie verwendungsfähig sein könnten."

Barschel war nach der Kieler Affäre 1987 und seinem Rücktritt als Regierungschef tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden worden. Die Schweizer Behörden gingen von Selbstmord aus, die Staatsanwaltschaft Lübeck stellte ihre umstrittenen Mordermittlungen 1998 ohne greifbares Ergebnis ein. Mit der Überprüfung der Kleidungsstücke werde das Ermittlungsverfahren nicht wieder aufgenommen, betonte Möller.

Auf den DNA-Check hatte der CDU-Landtagsabgeordnete Werner Kalinka gedrungen. Er geht wie der frühere Lübecker Chefermittler Heiner Wille davon aus, dass Barschel umgebracht wurde. In Polizeikreisen wird erwartet, dass die DNA-Suche in diesem Fall keine verwertbaren Ergebnisse bringt. Eine Gutachterin des Kieler Landeskriminalamtes hatte bereits vor mehr als zehn Jahren festgestellt, dass "biologische Untersuchungen" der "Asservate, welche jeweils durch die Hände mehrerer Personen gegangen sind, nicht (mehr) aussichtsreich" seien. Das gelte auch für die unter Barschels Fingernägeln aufgefundenen Substanzen.

Die Debatte über den Fall Barschel dürfte gleichwohl weitergehen. Im September soll das Buch des inzwischen pensionierten Chefaufklärers Wille über seine gescheiterten Ermittlungen erscheinen. Titel: "Ein Mord, der keiner sein durfte".