Bodenfelde/Göttingen. Im November 2010 sind erst die 14-jährige Nina und fünf Tage später der 13-jährige Tobias in Bodenfelde bei Göttingen umgebracht worden, am Mittwoch beginnt der Mordprozess in Göttingen gegen den 26-Jährigen Jan O.

Was aber die Menschen in Bodenfelde vor allem beschäftigt, wird im Prozess kaum eine Rolle spielen: Tobias könnte noch leben, wenn die Polizei den Vermisstenfall Nina ernst genommen hätte. Am Wochenende berichtete das Nachrichtenmagazin "Focus", in der Woche nach dem Verschwinden von Nina hätten zwei neunjährige Kinder die Leiche entdeckt, die Mutter aber die Erzählung ihres Kindes nicht ernst genommen. Die Bodenfelder wussten damals nichts von der verschwundenen Nina, es gab keine Öffentlichkeitsfahndung. Die Polizei ging davon aus, sie sei nur ausgerissen. Es gab folglich auch keine Suche nach dem Kind, dessen Leiche letztlich kaum 100 Meter vom Elternhaus entfernt in einem Waldstück gefunden wurde. Unweit lag die Leiche von Tobias, der fünf Tage später gestorben war. Hinzu kommt: Der Angeklagte war zum Zeitpunkt beider Taten trotz Vorstrafen nur auf freiem Fuß, weil die Staatsanwaltschaft den von der Polizei empfohlenen Haftbefehl wegen Verdachts der Brandstiftung nicht beantragt hatte.

Im Prozess in Göttingen wird es auch darum gehen, ob der mutmaß-liche Mörder ein Kannibale ist. In seinem schriftlichen Geständnis hat er behauptet, er habe versucht, Körperteile eines seiner Opfer abzubeißen und zu essen.