Kieler Regierung plant “regionales Dialogforum“

Kiel/Eutin. Der geplante Fehmarnbelt-Tunnel könnte für Lübeck zu einer Goldgrube werden. Kiels Verkehrsminister Jost de Jager (CDU) warb gestern bei seinem dänischen Kollegen Hans Christian Schmidt dafür, einen Teil der Tunnelelemente in der Hansestadt herzustellen. Beworben haben sich 19 Städte aus Dänemark, Schweden, Polen und Deutschland, darunter Rendsburg, Großenbrode und Rostock.

"Wir werden die Bewerbung Lübecks als aussichtsreichsten Standort unterstützen", sagte de Jager. Schmidt nickte. "Es wäre natürlich, wenn es auch eine deutsche Produktionsstätte gibt." Der Bau der 95 Tunnelsegmente, jedes 200 Meter lang, soll auf höchstens drei Standorte verteilt werden und insgesamt zwischen 2014 und 2020 im Schnitt 4000 Jobs jährlich bringen. Schmidt erinnerte zugleich daran, dass die dänische Staatsgesellschaft Femern A/S derzeit nur eine Vorschlagsliste für Standorte erarbeitet und die Baufirmen das letzte Wort haben.

De Jager kündigte zudem eine für Deutschland neue Dimension der Bürgerbeteiligung an. In den nächsten Monaten will die Regierung ein "regionales Dialogforum" mit eigener Geschäftsstelle einrichten. In dem Forum sollen Befürworter und Gegner des Jahrhundertprojekts Streitfragen wie etwa den geplanten Ausbau der Bahntrasse von Puttgarden nach Lübeck klären. Das Forum soll unter "neutraler" Leitung mit Vertretern Dänemarks und Deutschlands tagen, allerdings nur Empfehlungen abgeben können.

Schmidt verwies auf die guten Erfahrungen, die es in Dänemark mit der Bürgerbeteiligung beim Belt-Projekt gibt, etwa beim Ausbau der Bahntrasse von Rödby nach Kopenhagen. "Im Großen und Ganzen ist die Stimmung bei uns sehr positiv." Der Minister, einer der Köpfe der rechtsliberalen Partei (venstre), ging mit gutem Beispiel voran. Am Abend warb er auf einer öffentlichen Veranstaltung des DGB-Nord in Eutin (Kreis Ostholstein) für den Belt-Tunnel, erinnerte an die guten Erfahrungen, die Dänemark mit den Brücken über den Großen Belt und den Öresund machte. Dort lebten heute mehr Fische, Vögel und Robben als zuvor.

Naturschützer wie den Sprecher der Bürgerinitiativen gegen die Belt-Querung, Malte Siegert, überzeugte das nicht. Er hält die Untertunnelung des Belts ökonomisch wie ökologisch für Unsinn und setzt auf den Protest der Anwohner der Bahntrasse Richtung Hamburg, die sich auf mehr Güterzüge einstellen müssen. Verantwortlich für den Gleisausbau ist Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Er hat sich bisher nicht nach Ostholstein gewagt, will das aber nachholen.