Ein Bahnmitarbeiter konnte in letzter Minute ein Zugunglück verhindern. Die Bundespolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Niebüll. Ein Bahnmitarbeiter hat gestern den Zusammenstoß zweier Personenzüge bei Niebüll (Kreis Nordfriesland) gerade noch verhindern können. Ein Zug der Nordfriesischen Eisenbahngesellschaft (NEG) verließ Niebüll in Richtung Tondern, fuhr aber auf dem falschen Gleis. Ein Zug des DB Sylt-Shuttle von Westerland kommend fuhr ihm auf demselben Gleis entgegen. Etwa 100 Meter voneinander entfernt kamen beide zum Stehen. Ein Fahrdienstleiter, der den Bahnübergang überwacht, sah das drohende Unglück und setzte ein Rotsignal. Beide Züge wurden per Zwangsbremsung angehalten. Die Strecke im Bereich Niebüll war zwei Stunden lang gesperrt.

Die Bundespolizei hat nach der Beinahe-Kollision die Ermittlungen aufgenommen. „Wir werden die beiden Lokführer befragen, das Zugprotokoll auswerten und uns die Weichen anschauen“, sagte Sprecher Hanspeter Schwartz in Flensburg. Der Triebfahrzeugführer der NEG habe gerade noch bemerkt, dass er auf ein falsches Gleis geraten sei, und habe daraufhin sofort gebremst. Der Fahrdienstleiter habe die Szene vom Stellwerk aus beobachtet und deshalb sofort eingreifen können. „Alle haben gut reagiert, so dass nichts Schlimmes passiert ist“, sagte der Sprecher.

Alle Strecken der Deutschen Bahn in Schleswig-Holstein sind mit dem automatischen Bremssystem PZB 90 ausgerüstet, wie ein Bahnsprecher in Hamburg erläuterte. Jedoch hatte das Signal für den Zug aus Sylt offenbar auf Grün gestanden. Deshalb wurde das Bremssystem erst ausgelöst, als der Fahrdienstleiter das Signal auf Rot schaltete. Auf dem Shuttle seien etwa 30 Fahrzeuge gewesen. Wie viele Menschen in den Autos und Lastwagen saßen, konnte der DB-Sprecher nicht sagen. Unklar war auch die Zahl der Passagiere im NEG-Triebwagen.

Ende Januar war in Hordorf bei Magdeburg (Sachsen-Anhalt) ein Personenzug mit einem Güterzug zusammengestoßen. Dabei starben zehn Menschen starben, weitere 23 wurden verletzt. Diese Strecke war nicht mit dem automatischen Bremssystem ausgerüstet, das das Unglück auf der eingleisigen Strecke möglicherweise hätte verhindern können. Das Sylt-Shuttle verbindet die Nordseeinsel über den Hindenburgdamm mit Niebüll. Die Passagiere bleiben während der Fahrt in ihren Autos sitzen, nur Motorradfahrer können sich in einen normalen Waggon setzen. Am selben Tag gab es wenige Kilometer südlich von Niebüll bei Struckum (Nordfriesland) noch einen weiteren Bahn-Zwischenfall. Ein Zug der Nordostseebahn fuhr in eine Schafherde. Trotz einer Schnellbremsung seien acht Schafe erfasst worden, so die Bundespolizeidirektion Flensburg mit. Die Bahnstrecke musste für die Bergungsarbeiten am Nachmittag eine knappe Stunde gesperrt werden.