Allein in Nordfriesland mussten 200-mal die Rotoren notabgeschaltet werden

Der anhaltende Boom der Windenergie in Schleswig-Holstein hat paradoxe Folgen. In Nordfriesland und Ostholstein müssen Rotoren immer häufiger zwangsabgeschaltet werden, um einen Kollaps der Stromnetze zu verhindern. "Wir müssen die Netze dringend ausbauen", sagte das Vorstandsmitglied des Branchenverbandes Windcomm, Ulla Meixner, gestern in Kiel. Allein in Nordfriesland seien 2010 in 200 Fällen einzelne oder mehrere Windparks abgeschaltet worden.

"Schleswig-Holstein bleibt weit unter seinen Möglichkeiten", sagte Meixner. Ohne Abschaltungen hätte das Land 2010 etwa 50 Prozent seines Strombedarfs aus Windkraft decken können, so seien es nur 44,1 Prozent gewesen. Im Bundesvergleich reichte das nur zu Platz drei nach Sachsen-Anhalt (52,14 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (45,37). Niedersachsen (25,09), das Land mit den meisten Windmühlen, landete hinter Brandenburg (42,82) nur auf Platz fünf.

"Wir setzen auf den Ausbau der Netze", versprach Kiels Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU). Klar ist, dass die Windausbeute in den nächsten Jahren nochmals stark wachsen wird. Ein Grund: Schleswig-Holstein gibt künftig 1,5 Prozent der Landesfläche für Rotoren frei und damit fast doppelt so viel wie bisher. Hinzu kommt das Repowering, der Ersatz vieler alter und kleiner Windräder durch wenige große Rotoren. In Schleswig-Holstein sank die Zahl der Windräder 2010 so insgesamt um zehn auf 2583, während zugleich die Nennleistung um stolze 190 auf 2907 MW stieg. Windkreis Nummer eins bleibt Dithmarschen mit 792 Anlagen. Im Hamburger Umland drehen sich vergleichsweise wenig Rotoren: Herzogtum Lauenburg (54), Stormarn (41), Segeberg (32), Pinneberg (11). Hamburg meldet 61 Windräder. Sie decken 0,6 Prozent des Strombedarf der Metropole.