Ex-Bischöfin Margot Käßmann lehnt Auszeichnung ab. Hamburger Reeder hatte sie vorgeschlagen

Hamburg. Noch am Sonnabend hatte die frühere hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann mit dem Hamburger Reeder Peter Krämer in Bremen über den Preis und die Begründung dazu ausgiebig gesprochen. Doch gestern lehnte sie die Auszeichnung überraschend ab. Sie werde den Zivilcourage-Preis der Europäischen Kulturstiftung Pro Europa nicht entgegennehmen, erklärte Margot Käßmann. Ihr lasse die Berichterstattung einiger Medien keine andere Möglichkeit, als die Annahme abzulehnen. In den Berichten sei der Eindruck erweckt worden, sie solle den Preis ausschließlich für ihren Rücktritt erhalten.

"Das ist so aber nicht richtig", sagt Krämer, der 2009 selbst einen Preis der Kulturstiftung für sein humanitäres Engagement erhalten hatte. Als Preisträger hat er eine Art Vorschlagsrecht und hatte Margot Käßmann genannt sowie den neuen Preis für Zivilcourage angeregt. Bei der Preisverleihung am 4. März in der Frankfurter Paulskirche sollte Krämer zudem die Laudatio halten. "Sicherlich war ich von der Gradlinigkeit ihres Rücktritts elektrisiert", sagt Krämer. Aber zu 90 Prozent habe er Frau Käßmann wegen ihres politischen Engagements vorgeschlagen. Etwa für ihre mutige Kritik am Afghanistan-Krieg oder für ihr Eintreten für eine Aussöhnung mit dem friedlichen Islam.

Krämer sagte dem Abendblatt: "Dass sie den Preis nun nicht annehmen möchte, finde ich ausgesprochen schade, kann aber verstehen, dass sie in der Öffentlichkeit nicht weiter zerredet werden möchte." Die Theologin war im Februar vergangenen Jahres bei einer Alkoholfahrt am Steuer ihres Dienstwagens in Hannover gestoppt worden. Sie trat daraufhin als Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende zurück.

Da nun der Eindruck erweckt werde, die Stiftung würde nicht ihr Lebenswerk, sondern ihren Rücktritt nach der Alkoholfahrt würdigen, werde die Stiftung nun nach einer anderen Gelegenheit zur Würdigung suchen, sagte Stiftungspräsident Ernst Seidel.

Dennoch wird die Veranstaltung am 4. März nicht komplett ausfallen, die Stiftung wird dann weitere Kulturpreise verleihen. Und Peter Krämer wird nicht eine Laudatio halten, sondern eine Festrede, wie er sagt. Thema: Zivilcourage und Margot Käßmann.