Öko-Verbände setzen auf Elbfische, um Kohlekraftwerk in Brunsbüttel zu verhindern

Brunsbüttel. Im Kampf gegen das geplante Kohlekraftwerk in Brunsbüttel haben Umweltschützer das schärfste Schwert gezogen. Der BUND und die Deutsche Umwelthilfe reichten gestern beim Oberverwaltungsgericht Schleswig eine Normenkontrollklage gegen das "Monsterkraftwerk" ein, weil es die Region mit Feinstaub belaste und einen seltenen Fisch gefährde. Der Schnäpel, eine Lachsart, genießt höchsten EU-Schutz.

"Wir befürchten, dass der Schnäpel in der Elbe nicht überlebt", sagte BUND-Landesgeschäftsführer Hans-Jörg Lüth dem Abendblatt. Der Fisch, der in Deutschland ausgestorben war, habe sich erst vor wenigen Jahren in der Elbe wieder angesiedelt. Das Kraftwerk, mit 1 820 MW eines der größten in Europa, bedrohe auch Speisefische wie Aal und Stint, weil es die Elbe aufheize und den Fluss mit Schwermetallen wie Quecksilber belaste.

Brunsbüttels Bürgermeister Wilfried Hansen steht zum Kohlekraftwerk, das in der Region 350 Jobs schaffen soll. "Wir sind sehr sorgfältig vorgegangen, haben ein Gutachten nach dem anderen eingeholt." Die Stadtvertretung habe den Bebauungsplan Ende 2010 mit großer Mehrheit beschlossen. Versäumnisse, etwa beim Schnäpel, sind Hansen nicht bewusst. "Eine 100-prozentige Sicherheit vor Gericht gibt es bei Großprojekten aber nie."

Der Betreiber des Doppelblock-Meilers, SüdWestStrom, sieht die Klage gelassen. "Wir gehen davon aus, dass der Bebauungsplan rechtssicher ist", sagte SWS-Sprecher Alexander Raithel. Noch in diesem Monat sei die erste Teilerrichtungsgenehmigung für das Kraftwerk zu erwarten. Das befürchten auch die Umweltverbände. Sie warnten davor, mit dem Bau eines Kraftwerks zu beginnen, das später möglicherweise abgerissen werden muss.

SWS prüft derweil, ob das Kraftwerk sich noch rechnet. Grund ist vor allem die Laufzeit-Verlängerung für Atomkraftwerke. Ein Entscheidung soll bis Sommer fallen. Einen Rückzieher hat bereits GDF Suez gemacht. Der Energieerzeuger legte seine Pläne für ein Kohlekraftwerk in Brunsbüttel auf Eis. Es sollte neben den SWS-Blöcken nahe des Meilers Brunsbüttel entstehen, der nach dem neuen Atomgesetz länger laufen darf.