In Niedersachsen starben zwei Menschen am Virus A/H1N1 2009. Impfstoffe schützen

Hannover/Hamburg/Kiel. Nach dem Tod zweier Menschen in Niedersachsen, die an den Folgen der Schweinegrippe gestorben sind, warnt die zuständige Sozialministerin Aygül Özkan (CDU), auf das Land komme eine regelrechte Grippewelle zu.

Mit einer Pandemie wie im Jahr 2009, als bundesweit 250 Todesfälle registriert wurden, rechnet sie allerdings nicht. "Es gibt keinen Grund zur Panik." Auch mit einer Verknappung des Influenza-Impfstoffes rechnet das Ministerium nicht.

Das Ministerium empfiehlt der Bevölkerung, sich rasch impfen zu lassen, weil dies unverändert der beste Schutz gegen eine Infektion ist: "Um für die kommende Grippewelle ausreichend geschützt zu sein, sollte man sich möglichst noch in den nächsten Tagen impfen lassen, weil die volle Schutzwirkung erst nach circa 14 Tagen einsetzt."

Beide Schweinegrippe-Todesopfer stammen aus Göttingen. Es starben ein dreijähriges Mädchen ohne Vorerkrankungen und ein 51-jähriger Mann mit schweren Vorerkrankungen. Bei beiden wurde das Schweinegrippevirus A/H1N1 2009 nachgewiesen. Auch Geschwister des Mädchens erkrankten an dem Virus, sind aber nicht in Lebensgefahr. Ministerin Özkan kommentierte die beiden Todesfälle gestern: "Die tragischen Fälle zeigen, dass die Influenza keine harmlose Erkrankung ist, sondern auch einen schweren Verlauf nehmen kann." Es handele sich aber um Einzelfälle.

Im Jahr 2009 waren die Bundesländer auf Millionen von Impfdosen sitzen geblieben, weil weit weniger Menschen dem Aufruf zur Impfung folgten als erwartet. Allein Niedersachsen hat noch Bestände für 20 Millionen Euro, die Ende dieses Jahres unbrauchbar werden. Von 3,3 Millionen Dosen waren damals nur 700 000 gebraucht worden.

Geimpft aber wird jetzt laut Sozialministerium mit einem neuen von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Influenza-Impfstoff. Der enthält Viruskomponenten für die drei in den vergangenen Jahren am häufigsten nachgewiesenen Viren, darunter eben auch das Schweinegrippevirus.

Das niedersächsische Landesgesundheitsamt empfiehlt vor allem Menschen über 60 Jahren, Personen mit chronischen Erkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem sowie Schwangeren etwa ab der 14. Schwangerschaftswoche, sich impfen zu lassen. Dies gilt auch für Personen mit häufigen Personenkontakten und medizinisches Personal. Dabei geht es auch darum, das Virus nicht weiterzugeben.

Alarmiert ist das Ministerium durch die Entwicklung Ende Dezember. Seither steigt die Zahl der Nachweise von Influenzaviren in Niedersachsen deutlich an. Am Landesgesundheitsamt in Hannover werden aktuell in 29 Prozent der eingesandten Rachenabstriche aus ausgewählten Arztpraxen Influenzaviren gefunden. "Eine Prozentzahl vo mehr als 20 markiert gewöhnlich den Beginn einer allgemeinen Ausbreitung der Influenza in der Bevölkerung", erläuterte Matthias Putz, Chef des Landesgesundheitsamtes.

In der Mehrzahl der Proben mit Influenzabefund handele es sich um das Schweinegrippevirus. Die Prognose von Amtsleiter Putz: "Mit dem Höhepunkt der neuen Grippewelle ist nach jetzigem Stand Ende Januar oder im Februar zu rechnen."

In Hamburg hat es in den vergangenen zwölf Wochen zehn festgestellte Erkrankungen mit dem Schweinegrippevirus gegeben, aber keinen Todesfall. Eine Sprecherin der Gesundheitsbehörde spricht von dem üblichen saisonalen Anstieg der Grippe. "Wie immer im Januar und Februar gibt es ein erhöhtes Infektionsrisiko, und wir empfehlen deshalb, sich impfen zu lassen", sagte sie.

Ähnlich sieht es in Schleswig-Holstein aus. Ein Sprecher des Sozialministeriums sieht bislang keine Grippewelle, verweist aber ebenfalls auf das wie in jedem Jahr im Januar und Februar erhöhte Infektionsrisiko.

In Niedersachsen wurden seit Oktober rund 30 Infektionsfälle mit Schweinegrippe registriert. Das Landesgesundheitsamt empfiehlt jetzt auch Menschen, die sich 2009/2010 haben impfen lassen, erneut Vorsorge zu treffen: "Influenzaviren sind unberechenbar."