Vattenfall muss nach einem Veto aus Kiel einen neuen Werksleiter suchen

Geesthacht. Das Atomkraftwerk Krümmel steht kurz vor dem geplanten Neustart ohne Chefin da. Ulrike Welte, die als erste Frau einen Reaktor in Deutschland leiten sollte, fiel bei einem Störfall-Stresstest durch. Gefährdet ist das Wiederanfahren des Meilers zudem, weil der Betreiber Vattenfall die Zuverlässigkeitsprüfung noch nicht bestanden hat und ein Streik des Krümmel-Werkschutzes droht.

Im Streit um die Kraftwerkschefin zog Kiels Atomminister Emil Schmalfuß gestern die Notbremse. "Ich werde der Bestellung von Frau Welte zur Kraftwerksleiterin derzeit nicht zustimmen." Die Leiterin eines Meilers müsse nach Atomrecht die Prüfung für Schichtleiter bestanden haben, also den Reaktor selbst fahren können. Bei eben dieser Prüfung war die 56-Jährige Anfang des Monats durchgefallen. Dem Vernehmen nach bekam sie Krümmel in einem simulierten Störfall nicht binnen der geforderten 60 Minuten sicher in den Griff.

Vattenfall, das Welte im Herbst 2009 schon als Krümmel-Chefin vorgestellt hatte und dafür aus Kiel gerüffelt worden war, lenkte ein. Die Kraftwerksleitung solle "in vollständigem Einvernehmen mit der Aufsichtsbehörde" bestellt werden, teilte der Konzern mit.

Welte dürfte damit aus dem Rennen sein. Juristisch steht der gebürtigen Itzehoerin, die in Hannover Maschinenbau und Kerntechnik studierte, zwar eine Wiederholungsprüfung zu. Im Landeshaus gilt es aber als ausgeschlossen, dass die Atomaufsicht den heiklen Meiler einer Chefin überlässt, die den Reaktor-Fahrschein allenfalls im zweiten Anlauf macht.

Viel Spielraum hat Vattenfall wegen der noch laufenden Zuverlässigkeitsprüfung ohnehin nicht. Das Verfahren war nach dem Störfall im Sommer 2009 eingeleitet worden, weil es erneut Mängel beim Krisenmanagement gab. "Wir sind auf der Zielgeraden", so ein Sprecher der Atomaufsicht. Mit einer Entscheidung ist in den nächsten Wochen zu rechnen.

Probleme hat Vattenfall auch mit dem Wachpersonal. Die Gewerkschaft Ver.di will zum Streik aufrufen, falls die Tarifverhandlungen nächste Woche scheitern. Angesichts der vielen Probleme dürfte Vattenfall nicht vor Januar einen Wiederanfahrantrag in Kiel stellen. Krümmel könnte dann frühestens Anfang Februar ans Netz.