In den Kreisen Segeberg und Ostholstein fiel überraschend viel Schnee - es lag am Ostsee-Effekt

Kiel. Straßen unpassierbar, Autos im Schnee versunken: In Schleswig-Holstein hat der Wintereinbruch gestern zu chaotischen Verhältnissen geführt. Die unverhoffte weiße Pracht fanden Autofahrer gar nicht prächtig. Vielerorts kam der Verkehr zum Erliegen, der öffentliche Nahverkehr wurde eingestellt. Viele Schüler dagegen durften sich freuen - und zu Hause bleiben.

Besonders heftig schneite es in den beiden Landkreisen Segeberg und Ostholstein, für die der Deutsche Wetterdienst Unwetterwarnungen herausgab. Dort fielen stellenweise bis zu einem halben Meter Neuschnee, in anderen Regionen waren es bis zu 20 Zentimeter in zwölf Stunden. Windböen sorgten für Schneeverwehungen.

Wie die Polizei mitteilte, waren allein auf der B 432 zwischen Scharbeutz und Pönitz noch am Nachmittag Autofahrer im Schnee eingeschlossen, die seit dem Morgen darauf warteten, freigeschaufelt zu werden. Feuerwehrleute versorgten die Eingeschlossenen mit Decken und warmen Getränken.

Auf der Autobahn 21 fuhren viele Autos fest, Lastwagen verursachten Unfälle, weil sie sich auf der Fahrbahn querstellten und die Fahrbahn blockierten. Gesperrt waren auch mehrere Teilstücke der A 1, die wegen des Schneefalls nicht passierbar waren.

In Lübeck kam es zu zahlreichen Autounfällen, nachdem ein Trave-Hochwasser Straßen unter Wasser setze. Auf der Autobahn 7 staute sich der Berufsverkehr am Morgen zwischen Bad Bramstedt und der Ausfahrt Stellingen auf 30 Kilometern.

Ursache für den massiven Schneefall sei ein als "lake effect" bezeichnetes Wetterphänomen, erklärte Diplom-Meteorologe Clemens Grohs vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation: Von Osten kommend, strömten bis zu minus 15 Grad kalte Luftmassen über die mit sieben Grad Wassertemperatur noch milde Ostsee. Wasserdampf stieg auf, gefror und fiel, entsprechend der Luftströmung, landeinwärts als Schnee in einem schmalen Band ab, das sich leicht geschwungen von Scharbeutz bis Cuxhaven zog.

Die Schneefälle waren entsprechend regional stark begrenzt. Während die Straßen in Ostholstein auf einem knapp 20 Kilometer breiten Streifen zwischen Eutin und Pansdorf unpassierbar waren, fiel wenige Kilometer weiter nördlich gar kein Schnee.

Nicht ungewöhnlich seien die tiefen Temperaturen, die unter anderem die Hamburger derzeit plagten, sagt Meteorologe Grohs. In der vergangenen Nacht könnten sie sogar am Minusrekord vom 1. Dezember 1973 gekratzt haben. Damals wurden in der Hansestadt minus 13,8 Grad gemessen. Erwartet wurden gestern Nacht mehr als minus zehn Grad, allerdings nur in den äußeren Stadtteilen. Für die Innenstadt wurden minus sieben Grad vorausgesagt. Dabei bleibt es bis zum Wochenende.

Die massiven Schneefälle sollen spätestens heute abklingen, mehr als zwei Zentimeter Neuschnee werden nicht erwartet. Dafür sorge ein Tief, das aus dem Mittelmeerraum nach Norden dränge und kalte feuchte Luft mit sich führe, sagt Grohs. Am Donnerstag soll dann auch in ganz Hamburg wieder Schnee fallen.