Sparauflagen von 3,3 Millionen Euro schüren bei der niedersächsischen Einheit den Unmut

Emden/Wilhelmshaven. Kernige Typen mit gebräunten Gesichtern und schnelle Boote im erfolgreichen Einsatz: Die ZDF-Action-Serie "Küstenwache" zeichnet ein positives Bild vom nassen Alltag der wachsamen Beamten. Viele Wasserschutzpolizisten in Niedersachsen winken jedoch genervt ab. In der Realität steht die Behörde vor einem massiven Stellenabbau und der größten Umstrukturierung ihrer Geschichte. Das Einsparkonzept soll in den kommenden vier Jahren die Kosten um rund 3,3 Millionen Euro drücken.

"Die Stimmung ist traurig, Kollegen sind resigniert und teilweise wütend", räumt Thomas Simson ein. Der Leitende Polizeidirektor hat als oberster Wasserschutzpolizist das Sparkonzept der Landesregierung mit ausgearbeitet. Das Ergebnis: Von derzeit 210 Planstellen fallen 80 weg, davon 45 an der Küste, 35 im Binnenland. "Keiner verliert seinen Job, aber es gibt teilweise gravierende Veränderungen im persönlichen Arbeitsbereich", sagt Simson. So werden Beamte künftig im Landdienst eingesetzt - Kontrollfahrten im Streifenwagen statt im Polizeiboot.

Zudem werden mehrere Standorte geschlossen oder verkleinert. Unter anderem fällt die Station Norddeich weg. Nachdem dort bereits ein Küstenwachboot abgezogen wurde, sollen Polizisten künftig aus Emden oder Wilhelmshaven anrücken und ihr Schlauchboot auf einem Autoanhänger mitbringen. "Die Aufgaben der Wasserschutzpolizei werden uneingeschränkt und mit gleich hohem Sicherheitsstandard wahrgenommen", hatte im Oktober Innenminister Uwe Schünemann (CDU) versichert. Es werde kein Sicherheitsloch entstehen, glaubt auch Simson. Frank Jürges von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht das anders. Die GdP befürchtet eine dramatische Schwächung.

In Niedersachsen ist die Einheit für 2500 Quadratkilometer Küstengewässer, 1800 Kilometer Wasserstraßen und 71 Quadratkilometer Seen zuständig. Dazu gehören Kontrollen von See- und Binnenschiffen und die Verfolgung von Umweltdelikten. Den Emder GdP-Vorsitzenden Rainer Spiewack wurmen besonders die sozialen Auswirkungen. Mangels Perspektiven werde der Polizeispezialeinheit der Nachwuchs ausgehen. "Wir sterben aus."