Kiel benennt einen Platz nach dem Kommunisten Ernst Busch

Kiel. Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt tut sich schwer mit einem ihrer bekanntesten Söhne, dem Sänger Ernst Busch. Nach einem heftigen Schlagabtausch beschloss die Ratsversammlung gestern Abend mit Stimmen von SPD, Grünen, SSW und zwei Mitgliedern der Linken, einen kleinen Platz nach dem Vater der Arbeiterlieder zu benennen. Die CDU lehnte die Ehrung ab, weil Busch Kommunist war und bis zu seinem Tod 1980 in der DDR lebte.

"Busch war ein Arbeiter und international bekannter Künstler", sagte der Fraktionschef der Grünen, Lutz Oschmann. Der "klassenbewusste" Kieler habe nach einer Lehre auf der Werft an der Berliner Volksbühne Brecht-Stücke gespielt, in der Uraufführung der "Dreigroschenoper" 1928 den Mackie Messer gegeben. In Spanien kämpfte er gegen den Faschismus, wurde von den Nazis verfolgt. "Aus dieser Biografie erklärt sich, dass Busch sich später zur DDR bekannt hat."

Für die SPD warb Vizefraktionschef Wolfgang Schulz für einen Ernst-Busch-Platz. "Wir wollen die künstlerische Seite des Kielers würdigen." Schützenhilfe bekam die rot-grün-dänische Ratsmehrheit von der alten und einer neuen Linksfraktion (Direkte Demokratie).

Für die Christdemokraten bleibt Busch ein rotes Tuch. "Er war bekennender Stalinist", meinte Fraktionschef Stefan Kruber. Busch habe weder den Volksaufstand 1953 unterstützt noch gegen den Mauerbau protestiert. Einen solchen Menschen könne Kiel nicht ehren, erst recht nicht im 20. Jahr der Wiedervereinigung. "Das war eine Kalte-Kriegs-Rede", konterte SPD-Mann Hans-Friedrich Traulsen. Busch habe die DDR kritisch gesehen. Oschmann will sogar erfahren haben, dass Busch einst Erich Honecker ohrfeigte.

Die CDU blieb hart, warb dafür, die neue Fläche an der Faltbrücke über die Hörn schlicht "Wasserplatz" zu nennen. Zuvor hatte die Union als Kompromiss einen Friedrich-Ebert-Platz angeboten. Der Ortsbeirat des Werft-Stadtteils Gaarden lehnte ab.

Streit gibt es in Kiel auch um das Hindenburgufer. Geht es nach den Grünen, soll der Prachtweg an der Förde wieder seinen ursprünglichen Namen erhalten - Strandstraße.