Der Architekt Matteo Thun plant auf der Ostseeinsel Fehmarn ein Ferienresort mit 300 Appartements in Strandhäusern und einem Hotel.

Fehmarn. In mächtigen Böen tost der Wind über den Südstrand von Fehmarn. Er treibt den feinen weißen Sand vor sich, dass es zwischen den Zähnen nur so knirscht, und zerrt an den weißen Zeltplanen. Hier im Zelt wird heute das Leuchtturmprojekt der Ostseeinsel vorgestellt: das neue Bloom Hotelresort & Residences.

Noch ist zwar nicht einmal die Baugrube ausgehoben, "aber wir haben sieben Jahre darauf hingearbeitet, jetzt kann nichts mehr schiefgehen", betont Heinrich Thelosen. Der Architekt und Unternehmer ist der Initiator des geplanten Nobelresorts, das Fehmarns Tourismus neuen Schwung verleihen soll. Vier oder fünf Sterne soll es bekommen, ein Novum auf der Insel, die die Touristen vorwiegend in Ferienwohnungen, Pensionen und auf Campingplätzen beherbergt.

"Mit dem neuen Resort werden wir hier eine Belebung erfahren", davon ist Fehmarns Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt überzeugt. Sicher ist: Fehmarn hat positive Impulse dringend nötig. Ob Arbeitsplatzabbau bei der Reederei Scandlines oder der Protest der Insulaner gegen den ungeliebten Bau der festen Fehmarnbeltquerung - die Insel sehnt sich nach guten Nachrichten. "Die Hotellerie mit vier oder fünf Sternen gibt es hier noch nicht", sagt Schmiedt, doch genau das brauche die Insel, das habe eine Marktanalyse ergeben.

Heinrich Thelosen ist auf Fehmarn kein Neuling. Der Bauunternehmer hat seit vielen Jahren engen Kontakt zur Ostseeinsel. "Meine Schwiegereltern haben vor 40 Jahren den Margaretenhof, ein altes Landhaus, übernommen", erzählt er. Er selbst hat zehn Ferienhäuser dazugebaut und außerdem die Strandburg am Südstrand, direkt neben dem Bauplatz für das neue Resort. Die Ferienanlage auf dem 30 000 Quadratmeter großen Baugrundstück entsteht eingebettet zwischen dem ehemaligen Haus des Gastes und dem Yachthafen. "Dieses Grundstück hat mich schon immer fasziniert. Erste Skizzen habe ich schon vor vielen Jahren gemacht", erzählt der 64 Jahre alte Unternehmer. Dass ihm das Projekt allein doch eine Nummer zu groß würde, sei ihm bald klar geworden, erzählt der Seniorchef, der sein Unternehmen HT Wohnbau GmbH gemeinsam mit seinem Sohn Tim führt. Und so nutzte er seine privaten Kontakte zur niederländischen Immobiliengruppe Van Herk, die das 100-Millionen-Projekt nun finanziert.

Von Anfang an sei klar gewesen, "dass wir aus dem Besonderen etwas ganz Besonderes machen wollten", sagt Thelosen. So kam Matteo Thun mit ins Boot. Der war zwar nie vorher hier, trotzdem war ihm Fehmarn ein Begriff. "Mein Bruder und ich sind 1970 mit dem Ford Transit nach Holland gefahren und haben die ersten Surfbretter nach Italien gebracht. Damals haben wir immer vom Mythos Fehmarn gehört, waren aber nie hier", erinnert sich der italienische Stararchitekt. "Wenn man Meer und Wind liebt, dann ist Fehmarn das Hawaii von Europa", lobt der gebürtige Bozener das Surferparadies.

Er hat für Fehmarn eine Anlage entworfen, deren Mittelpunkt ein Hotel mit 200 Zimmern und Suiten ist. Angebunden an das Hotel sollen zwei Strandvillen mit 150 Ferienappartements entstehen und drei Strandvillen mit weiteren 150 Appartements, die an das Hotel angebunden sind. "Du kannst dann von deinem Appartement im Bademantel direkt in den Wellnessbereich gehen", sagt Matteo Thun. Und die Appartementgäste können den Hotelservice nutzen.

Holz, das bevorzugte Baumaterial des Südtirolers, der weltweit bereits etwa 50 Hotels geplant hat, wird auch die Architektur des Bloom prägen. Dazu kommt viel Glas, das aus allen Zimmern der versetzten Gebäude den Blick auf den Horizont zulässt. Matteo Thun hat die Gestaltungshoheit sowohl über das Innen- wie auch das Außendesign. "Wir werden sogar die Strandkörbe gestalten", sagt Thun.

Darauf, dass das Bloom ein echter Blickfang wird, hofft auch Bürgermeister Schmiedt, der erwartet, dass das Resort den Tourismus vor allem auch in der Vor- und Nachsaison stärkt. Auf der Insel ist das Geschäft mit den Gästen der wichtigste Wirtschaftszweig: "90 Prozent der Wertschöpfung verdankt die Insel dem Tourismus", sagt der Bürgermeister. Und auch die geplanten 200 bis 250 neuen Arbeitsplätze für die 13 200 Einwohner sind für ihn ein gewichtiges Argument.

Neben den 1,6 Millionen Übernachtungs- und den etwa 250 000 Tagesgästen, die schon jetzt jedes Jahr kommen, hofft man auf neue, zahlungskräftige Gäste. Die drei Hochhäuser schrecken bislang so manchen potenziellen Fehrmarn-Besucher ab. Dass es sich beim Haus des Gastes ebenso wie bei den Hochhäusern um Entwürfe des weltbekannten dänischen Architekten Arne Jacobsen handelt, könnte die Neugier auf den Südstrand aber nicht nur bei Architekturinteressierten wecken.

"Das Haus des Gastes wird wieder ein Juwel", sagt Matteo Thun, der das denkmalgeschützte Gebäude von 1968, das in einem erbarmungswürdigen Zustand ist, in seinen Entwurf eingebettet hat. "Es bringt dich in einen positiven Zugzwang", sagt er zur Aufgabe, das Gebäude eines großen Kollegen seiner Zunft einbinden zu müssen.

Die Sorge, die manche Fehmaraner im Vorfeld geäußert hatten, der neue Ferienkomplex könne möglicherweise zu klotzig geraten, habe man ausräumen können, betont Projektmanager Tim Thelosen. Denn durch den geschickten Entwurf sei kaum zu erkennen, wie sich die Geschosse verteilen. Und außerdem sei das Hotel als höchstes Gebäude des Bloom ein Drittel niedriger als die Hochhäuser. Zudem sorgen begrünte Dächer optisch für Abwechslung.

Anfang 2011 sollen die Bagger kommen und die Baugrube ausheben. Eröffnung soll spätestens im Sommer 2014 gefeiert werden. Matteo Thun wird zwischendurch häufig auf der Insel sein. "Die Seele eines Ortes kannst du nur verstehen, wenn du vor Ort bist", sagt er. Vielleicht bringt er ja irgendwann sein Surfbrett mit und holt nach, was er in jungen Jahren nicht geschafft hat.