Behörden empfehlen vorsorglich das Abkochen. Lage in Teilen Niedersachsens bleibt angespannt

Gronau. Nach dem Hochwasser im Kreis Osnabrück empfehlen die Behörden in einigen Gemeinden vorsorglich das Abkochen von Trinkwasser. Da auch ein Brunnen überschwemmt worden sei, könne es Verunreinigungen gegeben haben, teilte der Kreis gestern mit. Nach ersten Untersuchungen gibt es aber keine Rückschlüsse auf eine eventuelle akute Gefährdung. Dennoch werde für Kleinkinder, kranke und alte Menschen vorsorglich empfohlen, das Trinkwasser abzukochen, erklärte der Kreis. Die Empfehlung gilt für die Gemeinden Bad Laer, Bad Iburg, Bad Rothenfelde, Hilter und Glando

Die ganze Nacht haben Feuerwehrmann Günter Meyer und seine Kollegen geackert, um vor dem St.-Antonius-Hospital in Gronau einen kleinen Deich zu errichten. Nun sind sie todmüde und warten nur noch auf Ablösung. "Ich glaube, das Wasser fällt jetzt wieder", sagt Meyer. Wie viele Orte in der Region wurde auch Gronau an der niederländischen Grenze von den sintflutartigen Regenfällen der vergangenen Tage schwer getroffen. Die Lage bleibt vor allem in Nordhorn und in der Grafschaft Bentheim angespannt.

In Georgsmarienhütte stapeln die Menschen durchweichte Möbel vor ihren Häusern, in Osnabrück verspricht Oberbürgermeister Boris Pistorius eine Gratis-Sperrmüllabfuhr. Und in der Gronauer Innenstadt steht Cenan Üzel vor den Trümmern ihrer Existenz. Vor vier Monaten erst hat sie ihr Café Kir Royal in der Fußgängerzone eröffnet. Jetzt hat die Flut Totalschaden angerichtet. "Als ich das gesehen habe, musste ich heulen", sagt die zierliche dunkelhaarige Frau. Sie hat schwarze Ringe unter den Augen. Seit 3 Uhr nachts hat sie Sandsäcke geschleppt.

"Sehen Sie sich das an", sagt sie verzweifelt und geht in die Gaststube, die direkt neben dem Fluss an einer Brücke liegt. Das frisch gelegte Laminat ist aufgequollen. "Der Tresen hat sich voll Wasser gesogen. Alle Maschinen sind kaputt. Auch der Öltank im Keller." Sie sieht aus dem Fenster. Das braune Wasser der Dinkel zischt tobend wenige Zentimeter unter der Fensterbank entlang. Der Biergarten, der zu ihrer Kneipe gehört, steht auch unter Wasser. Üzel weiß noch nicht, ob und wie viel die Versicherung bezahlt. "Ich habe angerufen", sagt sie und zuckt mit den Armen. Üzels Nachbarin Herma ten Wolde steht mit ihrer Zwillingsschwester Nelly ein paar Meter weiter in der Bahnhofsstraße. Auch diese Einkaufsstraße ist in großen Teilen überschwemmt. Gurgelnd dreht sich das Wasser in einem Gully. "Seit Donnerstag haben wir Wasser im Keller", erzählt die Niederländerin, die seit 20 Jahren in Gronau wohnt. "Noch zwei Zentimeter höher, und unsere Heizung ist kaputt."