Astrid Grotelüschen will von Tierquälerei in Mastbetrieben nichts gewusst haben

Hannover. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen (CDU) versucht, mit einer klaren Abgrenzung aus den Negativschlagzeilen zu kommen. Für tierquälerische Haltung von Puten in Mecklenburg-Vorpommern will sie nicht in Mithaftung genommen werden und lehnt einen Rücktritt ab. "Für das Wohl der Tiere ist nur der Halter zuständig", sagte Grotelüschen gestern bei ihrem ersten Auftritt, nachdem das ARD-Magazin "Report Mainz" am Montag schockierende Aufnahmen toter und sterbender Puten gezeigt hatte, gefilmt von der Tierschutzorganisation Peta.

Die Ministerin pochte darauf, die Putenbrüterei ihrer Familie sei zwar an der dortigen Erzeugergemeinschaft beteiligt, aber nicht an den selbstständigen 21 Mastbetrieben. Nach der Linksfraktion stellen jetzt aber auch die Grünen die Frage, ob sie im Amt bleiben kann. Das machte der landwirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Christian Meyer, gestern davon abhängig, ob sie Widersprüche vollständig aufklären kann. Es geht dabei im Kern um den Einfluss, den das Familienunternehmen Grotelüschen auf die Mastbetriebe hatte. Bis Anfang der Woche stand auf der Homepage Grotelüschens noch zu lesen, die Erzeugergemeinschaft produziere nach einheitlichen Erzeugungs- und Qualitätsregeln und betont wird, die Mastbetriebe würden zudem von der erfahrenen Außendienstmannschaft und Veterinären der Putenbrüterei unterstützt. Zudem ist inzwischen bekannt, dass der Gesellschaftervertrag der Erzeugergemeinschaft den 30-Prozent-Anteil von Grotelüschen festschreibt und sogar die Möglichkeit eröffnet, Betriebe bei Verstößen gegen die vereinbarte Arbeitsweise auszuschließen. Das spricht eindeutig gegen Grotelüschens Versuch, die Gesellschaft nur als Vermarktungsinstrument darzustellen. Umstritten bleibt, ob die Bilder aus Betrieben der Erzeugergemeinschaft stammen. Dies wird die Schweriner Staatsanwaltschaft zu klären haben, weil Peta Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet hat. Klar ist, dass die besonders radikalen Tierschützer gezielt die Landwirtschaftsministerin im Visier hatte.

Ein Peta-Sprecher bestätigte gestern auf Anfrage, man sei gezielt tätig geworden nach der Ernennung der Ministerin im April. Begründung: "Sie kommt selbst aus der industriellen Putenmast." Umgekehrt wirft der Verband der Geflügelwirtschaft Peta vor, es gehe dieser Tierschutzorganisation nicht um Tierschutz, sondern generell um den Kampf gegen Nutztierhaltung. Die wiederum wird in Niedersachsen mit Unterstützung der CDU-FDP-Landesregierung so intensiv betrieben wie in keinem anderen Bundesland. Die Negativschlagzeilen der vergangenen Tage sind deshalb für den neuen Ministerpräsidenten David McAllister ein Problem. Industrielle Landwirtschaft sorgt für Wirtschaftswachstum, aber sie ist auch unpopulär: Die Negativschlagzeilen dieser Tage können zum Imageproblem für die ganze Landesregierung werden.