Selbst ernannter Jäger der Verkehrssünder fuhr zu schnell. Richter bestätigt 10 Euro Bußgeld

Herzberg. Wenn es nach Horst-Werner N. geht, muss jeder noch so kleine Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung geahndet werden. Deshalb schwärzt der im Harz als "Knöllchen-Horst" berüchtigte Frührentner Falschparker zu Tausenden an. Beim Landkreis Osterode sind seit 2004 rund 15 000 Anzeigen eingegangen.

Jetzt allerdings hat es "Knöllchen-Horst" selbst erwischt. Weil er im März dieses Jahres bei Pöhlde in der Nähe der bekannten Ruhmequelle in einem Tempo-50-Bereich mit mehr als 63 km/h gemessen wurde, soll er zehn Euro zahlen. Doch der 56-Jährige will nicht. Gegen einen Bußgeldbescheid des Landkreises in Höhe von zehn Euro plus 23,50 Euro Verwaltungsgebühr legte er Einspruch ein. In der Verhandlung vor dem Amtsgericht Herzberg am Harz bestritt der 56-Jährige zwar nicht, zu schnell gefahren zu sein. Sein Anwalt zog aber juristisch alle Register, um "Knöllchen-Horst" das Bußgeld zu ersparen. Vor allem dürfe das Blitzer-Foto nicht als Beweis dienen, weil es "verdachtsunabhängig" angefertigt worden sei, meinte Anwalt Hermann Wichmann. Als Richter Carsten Schindler zu erkennen gab, dass er dies anders sieht und Beweisanträge ablehnte, konterte der Anwalt mit einem Befangenheitsantrag, den er vorsorglich schon vor der Verhandlung schriftlich vorbereitet hatte. Damit hatte er allerdings keinen Erfolg. Knapp zweieinhalb Stunden nach Verhandlungsbeginn bekam der selbst ernannte Jäger von Verkehrssündern denn im Urteil bescheinigt, dass er sich einer fahrlässigen Geschwindigkeitsüberschreitung schuldig gemacht und das Bußgeld zu zahlen habe. Warum "Knöllchen-Horst" seit Jahren selbst an Sonn- und Feiertagen in Osterode und Umgebung Verkehrssünder aufspürt und sogar schon einen im Einsatz befindlichen Rettungshubschrauber wegen behindernden Parkens angezeigt hat, war vor Gericht kein Thema.

Man könne darüber nur spekulieren, sagt der Leiter der Osteroder Verkehrsbehörde. Vielleicht sei es "krankhafter Ordnungssinn". Vielleicht meine "Knöllchen-Horst" aber auch, Polizei und Behörde gingen bei Verstößen im ruhenden Verkehr zu lasch vor. Ob er gegen das Urteil vorgehen wird, ließ der Frührentner offen. Auf Fragen fauchte er Prozessbeobachter an, von ihm werde man nichts erfahren.