Niedersachsens Ministerpräsident muss Stellen neu besetzen, denn Bundespräsident Wulff nimmt seine Vertrauten mit nach Berlin.

Hannover. Das ist ein ungewöhnlicher Dienstantritt. Als Christine Hawighorst gestern ihre Arbeit als Chefin der niedersächsischen Staatskanzlei aufnahm, fehlte der Chef, der sie eigentlich hätte einführen müssen. Der neue Ministerpräsident David McAllister (CDU) ist nur drei Tage nach seiner Wahl am Sonntag bereits in China als Leiter einer fast hundertköpfigen Delegation mit hochrangigen Wirtschaftsvertretern. Ihm blieb gerade noch die Zeit, die Staatssekretärin auf dem Flughafen Hannover kurz als seine erste Wahl vorzustellen, das Flugzeug wartete bereits.

Die 46-jährige Hawighorst gilt als zupackend, zudem hat sie seit 2003 im Sozialministerium und seit April 2010 im Kultusministerium als Amtschefin Regierungserfahrung gesammelt. Die Juristin mit einer Zusatzausbildung im Fach Psychologie zum Thema Kriminalprävention tritt in der Staatskanzlei an die Stelle von Lothar Hagebölling, der mit seinem bisherigen Chef Christian Wulff als Leiter des Bundespräsidialamtes nach Berlin wechselt. Er hat seit 2006 die Staatskanzlei geräuschlos geleitet, nie die Öffentlichkeit gesucht.

Die Berufung von Hawighorst durch McAllister wird im Regierungsapparat als Indiz dafür gewertet, dass der neue Ministerpräsident das Kabinett straffer führen will als sein Vorgänger Wulff. Bis zur nächsten Landtagswahl Anfang 2012 sind es nur noch zweieinhalb Jahre, und McAllister muss sich bis dahin mit eigenen politischen Akzenten profilieren. Das aber kann bedeuten, dass er offener als Wulff von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch macht, Kabinettsmitgliedern Kurskorrekturen aufzwingt. Dafür jedoch braucht er nicht nur eine funktionierende Staatskanzlei, die ihre Kontrollaufgabe gegenüber den Ministerien erfüllt. Wichtig ist auch, dass der Regierungschef von der Pressestelle der Staatskanzlei gut vermarktet wird. Mit Staatssekretär Olaf Glaeseker folgt aber auch der Chef der Pressestelle dem neuen Bundespräsidenten Wulff nach Berlin, um ihn dort "an maßgeblicher Stelle zu unterstützen". Glaeseker war nicht nur enger Berater von Wulff, sondern auch dessen Krisenmanager in schwierigen Situationen wie der Trennung von seiner ersten Frau im Jahr 2006. Die Nachbesetzung in der Pressestelle, so die Mitteilung der Staatskanzlei, "soll in den nächsten Wochen erfolgen".

Beratungsbedarf hat McAllister. Er kam am Freitag publikumswirksam mit dem Fahrrad zur Übernahme der Staatskanzlei, aber das Bild wirkte eher belustigend: Ein Mann im dunklen Zwirn mit Fahrradhelm.