Premiere in Bad Segeberg: Karl-May-Festspiele zeigen “Halbblut“. Western-Kutsche verliert gleich zu Beginn der Vorstellung ein Rad

Bad Segeberg. Joshy Peters gehört seit 1987 zum Ensemble der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg. Siebenmal schon hat er den Westernhelden Old Shatterhand verkörpert - einen solch furiosen Auftritt aber hatte er noch nie. Das neue Karl-May-Stück "Halbblut" ist erst wenige Minuten alt, eben noch hat Gaststar Eva Habermann als Saloonlady Kitty LaBelle einen tollen Auftritt als Tänzerin und Sängerin ("Mein Herz gehört dem Westen") hingelegt, als im zweiten Bild eine Postkutsche von den oberen Rängen in die Arena rauscht und in einer Kurve in vollem Schwung ein Rad verliert.

Aus der stark zur Seite geneigten Kutsche steigt ein sichtlich geschockter Old Shatterhand aus, der aber gleich wieder Herr der Situation ist. "Augen auf beim Kutschenkauf", sagt Joshy Peters mit Blick auf das im Sand liegende Wagenrad. Dem Kutscher Andreas Beyer verspricht er, einen Drink zu spendieren. Die Vorstellung muss unterbrochen werden, um die Kutsche mit vereinter Kraft von Darstellern und Komparsen aus der Arena zu tragen. Verletzt wird bei dem Unfall niemand, aber er hat zunächst Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Stücks. Nervosität breitet sich aus, von der auch die Pferde erfasst werden, das Publikum reagiert mit Unruhe. So geht auch der große Auftritt von Winnetou (Erol Sander), begleitet zur berühmten Filmmelodie, ein wenig unter. Aber bald fassen sich die Darsteller wieder und gewinnen an Sicherheit. Das Drama nimmt seinen Lauf. Feuer bricht aus, ein Zug entgleist - wer steckt hinter den Anschlägen? Alles deutet auf das Halbblut Ik Senanda (Philip Schwarz), der offenbar vom Commanchen-Häuptling Tokvi-Kava (Peter Mustafa Daniels) in das Firewood Camp eingeschleust wurde. Eine zwielichtige Figur ist auch Saloonbesitzer Charles Leveret, der sehr überzeugend von Ingo Naujoks gespielt wird. Eine fiese Rolle für den ehemaligen "Tatort"-Schauspieler, der sie aber auch mit Humor würzt. Als der kleine Timmy (Julian Graupner) die Saloonlady Kitty fragt, ob sie auch schon mal von einem großen Haus mit vielen Zimmern geträumt habe, antwortet Naujoks ganz cool: "Ach, Timmy, das ist doch nur was für Spießer." Eine Anspielung auf seinen Sparkassen-Werbespot.

Regisseur Donald Kraemer, zum zweiten Mal dabei, ist wieder eine actionreiche Inszenierung geglückt. Die Zuschauer erleben ein tolles Ensemble. In die Herzen aller spielen sich die Kinder-Schauspieler, die demonstrieren, dass Weiße und "Rothäute" friedlich miteinander leben können. Nur die Friedenspfeife mögen sie nicht rauchen. "Die stinkt zu sehr."

Bis zum 5. September wird "Halbblut" jeweils donnerstags, freitags und sonnabends um 15 und 20 Uhr gespielt, sonntags um 15 Uhr. Karten gibt es von 9,50 bis 24 Euro an allen Vorverkaufsstellen. Tickethotline: 01805/95 21 11