Die Lenkungsgruppe lehnt die Pläne des Hamburger Unternehmers Arne Weber für eine Landverbindung Helgolands zur abgetrennten Düne ab.

Helgoland/Hamburg. Eine Wiedervereinigung Helgolands mit seiner bei der Neujahrssturmflut 1721 abgetrennten Düne wird es nicht geben. Die Lenkungsgruppe des regionalen Entwicklungskonzepts Helgoland unter Vorsitz des Pinneberger Landrats Oliver Stolz hat empfohlen, den von dem Hamburger Unternehmer Arne Weber (H. C. Hagemann) entwickelten Masterplan einer Landverbindung von Insel und Düne nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen soll das Kieler Planungsbüro IPP bis Ende August ein sogenanntes Präferenzszenario entwickeln, in dem als wesentlicher Punkt die Neugestaltung der Landungsbrücke, verbunden mit einer abgespeckten Landgewinnung genannt ist.

Er bedauere die Entscheidung der Lenkungsgruppe außerordentlich, sagte Weber im Gespräch mit dem Abendblatt. Es sei klar, dass ein so großes Projekt nicht einfach übers Knie gebrochen werden könne. "Dennoch hätte man sagen können, wir arbeiten dran, und sägt es nicht gleich ab." Helgoland habe Zukunftsperspektiven bitter nötig. Wer Nein zur Landaufspülung sage, der müsse Alternativen bieten. "Aber da ist überhaupt nichts, Helgoland verschläft seine Zukunft."

Weber, dessen Mutter Helgoländerin ist und der selbst ein Hotel auf der Insel betreibt, wollte mit seinem Plan einen Imagewechsel mit den Zielen Familientourismus, Sport, Wellness und Naturerlebnis vorantreiben. Seine Idee: Die vor rund 300 Jahren abgetrennte Düne soll wieder mit der Hauptinsel verbunden werden. Rund ein Quadratkilometer Neuland würde die Inselfläche fast verdoppeln. Darauf könnten neue Hotels, eine Marina, Fahrradwege und sogar ein Gezeitenkraftwerk angelegt werden. Kosten der Aufspülung: rund 80 Millionen Euro. Jeder Quadratmeter Neuland würde weniger als 100 Euro kosten - ließe sich aber für viel mehr verkaufen. Die Helgoländer, so Weber, "wollen mehrheitlich das Projekt, auch weil es der Jugend eine Perspektive gibt".

Das glaubt auch Detlev Rickmers, Inhaber des Hotels Insulaner. Niemand habe mit der Landverbindung ein "Klein Dubai oder Disneyland" installieren wollen. Wenn das Projekt mit Respekt vor dem Landschaftsschutz und der denkmalgeschützten Architektur der Insel als neuer Ortsteil "mit vielleicht 1000 neuen Einwohnern" verwirklicht worden wäre, hätte es gerade jungen Insulanern eine großartige Perspektive geboten, sagt Rickmers. Das Aus für den Plan bedeute für ihn das Ende einer lebendigen Gemeinde, die ohnehin keine jungen Leute mehr halten könne. Vielmehr, vermutet der Hotelier, werde Helgoland künftig eher "ein Refugium der Reichen" werden.

Tourismusdirektor Klaus Furtmeier, der den erkrankten Bürgermeister Frank Botter (SPD) in der Lenkungsgruppe vertrat, hegt "durchaus Sympathien" für Webers Masterplan. Nach dem mehrheitlichen Votum für das Präferenzszenario solle man nun aber erst einmal schauen, was das Planungsbüro zu Papier bringe.

Zu den neuen Bausteinen gehören neben der Verlängerung der Landungsbrücke und der abgespeckten Landgewinnung das Ausschöpfen der Potenziale mehrerer Bebauungspläne, Lockerung des Denkmalschutzes für Um- und Ausbauten der Häuser, Erweiterung des Dünendorfs, ein gewerbliches Nutzungskonzept für den Südhafen sowie die touristische Aufwertung des Binnenhafens. Hauptausschuss-Vorsitzender Peter F. Botter (SPD) ist sicher, dass das jetzt zu entwickelnde neue Konzept die Bürger überzeugen werde. Der Masterplan Webers entspreche nicht dem Charakter der Insel.

Der erkrankte Bürgermeister Frank Botter wollte sich gestern nicht zur Sache äußern, ihm liege noch kein Protokoll der Sitzung vor. Ob er persönlich Webers Masterplan gut findet, ließ er offen. Weber habe immerhin erreicht, dass ein regionales Entwicklungskonzept für Helgolands Zukunft von Land und Kreis initiiert worden sei.

Ob die Bürger Helgolands sich mit dem Präferenzszenario zufrieden geben, entscheiden sie laut Beschluss des Gemeinderats im Rahmen eines Bürgerentscheids selbst. Botter wird die weitere Entwicklung Helgolands dann nicht mehr an verantwortlicher Stelle begleiten: Bei der Bürgermeisterwahl im September tritt er nicht wieder an.