Seine Bücher verkaufen sich millionenfach. David Safier ganz privat - so lebt der Bestsellerautor

Bremen. Ein Termin am Morgen ist nichts für David Safier. Mit einem Gähnen und kleinen Augen begrüßt er die Besucher an der Tür. "Entschuldigung, ich fahre noch hoch", sagt er und wuschelt sich durch die abstehenden Haare. Es ist kurz nach zehn. Die Kinder sind vor zwei Stunden aus dem Haus. Safier hat mit seiner Frau gefrühstückt, Kaffee getrunken. Das Geschirr steht noch auf dem Tisch. Er räumt es weg.

Normalerweise wäre jetzt der Moment, in dem der 43-Jährige zu schreiben anfangen würde, zurzeit an einem Drehbuch. Er hat schon viele lustige Fernsehgeschichten geschrieben: "Nikola", "Die Camper", "Mein Leben und ich" und "Berlin Berlin". Für die Serie bekam er den Deutschen Fernsehpreis, den Adolf-Grimme-Preis und sogar den amerikanischen Fernseh-Oscar Emmy.

Das ist die eine Seite von David Safier. Die andere hat Pause. Sein dritter Roman, "Plötzlich Shakespeare", ist vor Kurzem erschienen. Ein Bestseller, genau wie "Mieses Karma" und "Jesus liebt mich". Der Verlag würde sich freuen, wenn es gleich weitergehen würde mit Nummer vier, denn Safier verkauft sich wie kaum ein deutscher Autor. Doch er braucht erst einmal Abstand.

Das Einzige, was er bisher über den vierten Roman weiß, sind Titel und Klappentext. "Und dass es eine Familiengeschichte wird." Alles andere kommt später. "Ich habe keinen Plan, wenn ich schreibe. Wenn mich meine Figuren überraschen, werden sie das mit dem Leser auch tun." Ob er uns den Titel verraten kann? "Nein", sagt Safier. Also müssen wir das tun, weswegen wir in den Bremer Stadtteil Schwachhausen gekommen sind: Wir beschäftigen uns mit der Figur hinter den Figuren.

David Safier ist ein eher unauffälliger Mann. Sein dunkles Haar hat er kurz geschnitten, einige Strähnen sind grau. Er trägt eine randlose Brille, eine Jeans und ein langarmiges verwaschenes Polohemd. Für das Foto wirft er ein Sakko über. "Autorensakko" nennt er es. Wie er da so sitzt, sieht er aus wie ein junger Uniprofessor. Der Witz, der seine Bücher ausmacht, ist allein in seinen Augen zu finden, die mit jeder Minute und mit dem zweiten Becher Kaffee frecher werden. Wenn es Augen gibt, die blitzen können, Safier hat sie. Er hat etwas von einem Harry Potter in den 40ern.

Ob es hinter der breiten Stirn schon wieder arbeitet? Ideen für seine Geschichten kommen Safier überall. Auf die Moderatorin, die in "Mieses Karma" als Ameise wiedergeboren wird, brachte ihn Ehefrau Marion. "Die glaubt an Reinkarnation", sagt er und gluckst guttural. "Ich finde dieses Konzept unfair. Wenn es mir schlecht geht, heißt das doch, ich bin schuld, weil ich in einem Vorleben Mist gebaut habe." Er habe sich gefragt, in welchem Tier man gutes Karma einsammeln könne. "Die Ameise fand ich klasse, die ist in der Entwicklung ganz unten, aber lustig."

Grundsätzlich trage er immer Ideenfragmente mit sich rum. "Manchmal passen sie zu der Geschichte, manchmal nicht." Manchmal kämen sie bei einem anderen Projekt wieder hervor. So habe er den Plan gehabt, etwas über Adam und Eva zu machen - rausgekommen ist "Jesus liebt mich". Shakespeare interessierte ihn, und weil er ihn in der Neuzeit brauchte, wurde der Dichter eben wiedergeboren. Ameise reloaded. "Das Thema Leben nach dem Tod kommt immer wieder vor", sagt er. Und dass es in seinen Büchern sonst um das Jetzt geht: "Es ist ja egal, was nachher kommt oder vorher war. Wichtig ist, was man heute aus seinem Leben macht. Am Ende geht es darum, die Zeit, die man hat, zu nutzen." Was ihm nicht schlecht gelingt.

Wenn Safier dann über die Erfolge seiner Bücher spricht, entschuldigt er sich erst einmal. "Das klingt total angeberisch." Dabei ist es einfach nur die Wahrheit, was er erzählt. Das Erstlingswerk "Mieses Karma" wurde in Deutschland über zwei Millionen Mal verkauft. Mittlerweile gibt es den Roman in 21 Ländern. Nachfolger "Jesus liebt mich" hat sich mehr als 620 000 Mal verkauft. Und Neuling "Plötzlich Shakespeare" führt mit 150 000 gebundenen Büchern in wenigen Wochen die Erfolgsgeschichte weiter. Für alle gibt es Pläne zur Verfilmung. Ihr Schöpfer sieht diesen Erfolg allerdings vor allem aus einer eigenen Perspektive. "Ich verdiene genug Geld, um meine Familie zu ernähren. Und so wird mir ermöglicht, mit dem Schreiben weiterzumachen."

Trotz dieser großen Erfolge ist Safier bescheiden geblieben. Das Haus in Schwachhausen ist alles, was er sich und seiner Familie gönnt. Teure Klamotten, ein dickes Auto oder andere Statussymbole bedeuten ihm nichts. Deshalb hat er Bremen auch nie verlassen. "Hier bin ich aufgewachsen, hier fühlen wir uns wohl. Warum sollten wir das ändern", sagt er und schaut in den Garten. in dem gerade der Neuzugang der Familie, der Labradudelrüde Mäxchen, tobt.

Dann klappt die Haustür und Sohn Nummer zwei, wie Safier den elfjährigen Daniel nennt, kommt aus der Schule. Sohn Nummer eins, der 14-jährige Ben, ist noch unterwegs. Nun heißt es, Essen warm machen. Und danach geht es an den Schreibtisch. An der Tür gibt es eine herzliche Verabschiedung. Dann sind wir draußen auf der Straße. Und Safier wieder in seiner Fantasiewelt.