Lüneburg. Henrik Eigenfeld aus Lüneburg ist Techniker für Mess-, Steuer- und Regeltechnik bei einer Hamburger Firma. Vor zehn Wochen bekam der 23-Jährige ein eigenes Diensthandy, damit sein Chef ihn erreichen kann, wenn er bei einem Kunden ist. Und wochenlang rief auch nur der Chef an - bis zu dem Tag, an dem Horst Köhler zurücktrat. "Ich war auf einer Baustelle in Berlin", erzählt Eigenfeld. "Ich hatte von dem Rücktritt gar nichts mitbekommen. Und plötzlich kam diese SMS." "Lieber Joachim", hieß es in der SMS, "wäre das frei gewordene Amt nix für dich? Ich tät dich gleich wählen!" Es sollte die erste von acht Nachrichten und 25 Anrufen dieser Art werden.

Erst als er Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast am Telefon hatte, begriff Eigenfeld: Er hatte die alte Handynummer von Joachim Gauck bekommen. Nach einer Frist von mindestens sechs Monaten nämlich werden alte Nummern neu vergeben. Die Folge in diesem Fall: Presse und Politik landeten statt bei Gauck bei Eigenfeld. "Meistens haben sie gleich wieder aufgelegt, weil ich mich immer mit meinem Namen melde", erzählt der Lüneburger. "Darum weiß ich gar nicht, mit wem ich gesprochen habe." Trotzdem geht er immer ans Handy, wenn es klingelt. Es könnte ja auch der Chef sein.