Auf dem Grund der Elbe war ein Blindgänger entdeckt worden

Die Kampfmittelräumer der Hamburger Feuerwehr zeigten sich gestern tief betroffen vom schweren Unglück in Göttingen. "Wir denken in Trauer an die getöteten Kollegen", sagte Sprengmeister Peter Bodes, Chef des Kampfmittelräumdienstes.

Er und seine Kollegen wurden gestern zu einem speziellen Einsatz nach Waltershof an den Tankweg gerufen. Eine 100 Pfund schwere englische Fliegerbombe war bei Sanierungsarbeiten nahe dem Anleger "Bubendey-Ufer" auf dem Grund der Elbe entdeckt worden. Brisant: Der Blindgänger war, wie die detonierte Bombe in Göttingen, mit einem Säurezünder ausgestattet. Entsprechend angespannt war die Stimmung am Fundort.

Die Bombe wurde zunächst aus knapp sechs Meter Tiefe von einem Schwimmkran an die Wasseroberfläche gezogen und mit einer Sprengladung versehen. Zurück auf den Grund der Elbe gelassen, wurde der Sprengstoff kurz nach 14 Uhr aus knapp 200 Meter Entfernung von einem Schlauchboot aus gezündet.

Die Sprengung verlief ohne Probleme. Nach knapp einer Stunde konnte der Schiffsverkehr auf der Elbe wieder freigegeben und der in einem Umkreis von 300 Meter eingerichtete Gefahrenbereich aufgehoben werden. Knapp 20 Arbeiter eines Tankterminal-Betreibers konnten an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.

Nach dem erfolgreichen Einsatz machten sich zwei der drei Hamburger Sprengmeister auf den schweren Weg nach Göttingen, wo sie als Sachverständige bei den Vorermittlungen zum Unglück eingesetzt werden sollen.

Bodes lehnte die Beurteilung des Göttinger Falls sowie eine Vorverurteilung seiner Kollegen ab. Ob es Fehler bei der Entschärfung gab, werde die Untersuchung klären. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass es pro Jahr durchschnittlich 1,5 Selbstzündungen von Blindgängern in Deutschland gebe.

Angst empfinde er trotz der toten und verletzten Kollegen nicht, betonte Bodes, "sonst könnte ich diese Arbeit nicht machen".

Der Kampfmittelräumdienst Hamburg ist eine Spezialeinheit der Feuerwehr. Sie besteht aus drei Sprengmeistern und fünf Entschärfern. Die Experten rücken jährlich 150- bis 200-mal aus, wenn Granaten und Bomben gefunden werden. Dabei entschärfen sie zwischen zehn und 20 Bomben, den Rest transportieren sie ab.

Etwa ein Viertel der Blindgänger sind Zufallsfunde, drei Viertel werden bei gezielten Suchen, etwa auf Baustellen, entdeckt.