War es Absicht, um sich das Leben zu nehmen? Vorher hatte der Mann einen Streit mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin.

Glücksburg. Aufgerissenes Blech, Scherben und Blut - aber keine Bremsspur: Mit voller Wucht prallt am Freitag zwischen Glücksburg und Flensburg ein Kleinbus ungebremst in einen Linienbus. Der Linienbusfahrer (71) stirbt, 22 Menschen werden zum Teil schwer verletzt, darunter der Kleinbusfahrer und dessen vierjähriger Sohn.

Kurz nach dem Unfall kommt ein schrecklicher Verdacht auf: Wurde der Kleinbus mit Absicht auf Kollisionskurs gelenkt? Auch Stunden nach dem schrecklichen Busunfall ist die Straße zwischen Glücksburg und Flensburg übersät mit Wrackteilen. Am Straßenrand, wo die Leichtverletzten betreut wurden, zeugen noch blutverschmierte Mulltücher von dem Unfall.

Möglicherweise ist ein Familienstreit Auslöser des tragischen Unglücks. Am Morgen kommt es ersten Polizeiermittlungen zufolge in Flensburg zum Streit zwischen dem Mann (43) und seiner ehemaligen Lebensgefährtin. Er verletzt die 32-Jährige, sie muss von einem Arzt behandelt werden. Plötzlich schnappt er sich den vierjährigen Jungen und fährt davon. Auf gerader Strecke kommt dem Mann der Linienbus entgegen. Das Auto gerät auf die Gegenfahrbahn, ein Frontalzusammenstoß. Es gibt keine Bremsspur. "Der Zusammenprall erfolgte ohne jeden Grund oder Abbruch", sagt Staatsanwalt Rüdiger Meienburg. Die Polizei ermittelt deswegen gegen den Unglücksfahrer wegen des Verdachts auf Totschlag und wegen Kindesentziehung. Der Mann schwebt zunächst in Lebensgefahr, auch der Sohn kommt mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Beide Fahrzeuge sind zerstört

Neben dem Kleinbus stehen ein kaputter Kindersitz und eine kleine Sporttasche mit Kinderkleidung. Überall liegen Glassplitter und Plastikteile der Fahrzeuge. Der rote Kleinbus - auf der Heckscheibe steht "Pampers Bomber" - sieht von vorn nicht mehr nach einem Auto aus. Das Dach haben Feuerwehrleute abgeschnitten und hochgebogen, um die Verletzten zu bergen. Die Türen sind am Unfallort verstreut. Auch die Vorderfront des gelben Linienbusses, der auf dem Weg nach Flensburg war, ist zerstört und liegt halb in einem Graben. Die Polizei hat den Unglücksort weiträumig abgesperrt, davor steht eine Frau mit Tränen in den Augen.

"Grauenvoll", sagt der Gemeindewehrführer der Feuerwehr Glücksburg, Frank Makolla. Er war nach den Sanitätern als einer der Ersten an der Unfallstelle. Viele Feuerwehrleute sind schockiert. Auch die Marinesoldaten, die ganz in der Nähe des Unfallorts stationiert sind und schnell die Rettung unterstützen, müssen betreut werden. "So was sieht man nicht jeden Tag. Sie sind mitgenommen", erzählt ein Marinesprecher.

Insgesamt 20 Fahrgäste des Linienbusses werden verletzt, mehrere davon schwer, einer lebensgefährlich. Der Unfall erinnert an den Fall eines 42-Jährigen, der vor rund einem Monat in Kiel wegen Herbeiführens eines Unglücksfalls zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Der überschuldete Mann war mit Frau und Kind im Wagen absichtlich in den Gegenverkehr gefahren, um sich zu töten. Doch er überlebte.