Reinfeld. Der kleine Junge spielte mit Freunden an der Heimstättenstraße. Die Polizei sucht jetzt nach einem Auto mit OD-Kennzeichen.

"Wie können Menschen bloß nur so etwas tun?" Diese Frage stellen sich die Anwohner der Heimstättenstraße in Reinfeld, nachdem dort am Dienstagnachmittag ein sechs Jahre alter Junge von einem Autofahrer angefahren und schwer verletzt auf der Straße liegen gelassen wurde. Der noch unbekannte Autofahrer fuhr einfach davon. Die Polizei sucht nach ihm.

Das Kind stand mit einigen Freunden vor seinem Elternhaus. Plötzlich hörte der Vater seinen Sohn schreien, lief nach draußen und sah, wie der Sechsjährige auf der Straße lag. Die Eltern fuhren sofort mit ihrem Kind in eine Reinfelder Arztpraxis.

Dort entschied der Mediziner, dass der Junge ins Krankenhaus müsse. Er hatte sich bei dem Unfall das Schienbein gebrochen. Ein Krankenwagen brachte das Kind dann nach Lübeck in die Uni-Klinik, wo es stationär aufgenommen wurde. Ob der Junge noch weitere Verletzungen erlitten hat, ist bisher nicht bekannt. Gestern war er noch im Krankenhaus.

Vier Stunden nach dem Unfall verständigten die Eltern des Kindes die Polizei. "Dann ist es natürlich zu spät für die Sofortfahndung", sagt ein Reinfelder Polizist. Wie sich der Unfall genau zugetragen hat, konnte der Vater des Jungen den Beamten nicht sagen, da er ja nur etwas gehört hatte.

Die Freunde des Sechsjährigen erinnern sich an einen jungen Mann, der laut Musik in seinem grauen oder silberfarbenen Auto gehört haben soll. Zudem soll der Unbekannte sehr schnell durch die Wohnstraße gefahren sein, in der nur Tempo 30 erlaubt ist.

Das Nummernschild hatte sich keiner der Freunde so schnell merken können. Sie erinnern nur, dass es ein OD-Kennzeichen war. Die Polizei sucht nun dringend Zeugen, die den Unfall beobachtet haben oder denen der Autofahrer, der in Richtung Klosterberg geflüchtet ist, aufgefallen ist.

"In unserer Straße wird häufig gerast", sagt eine Anwohnerin, die sich Sorgen um ihre Katze macht. Ein anderer Nachbar, der ebenfalls an der Heimstättenstraße wohnt, beobachtet auch, dass Autofahrer viel zu schnell durch die Straße fahren. Er sagt: "Meine fünf Jahre alte Tochter lasse ich gar nicht mehr am Hauseingang spielen, das ist zu gefährlich."

Der Vater geht davon aus, dass viele Autofahrer die Heimstättenstraße als Abkürzung nutzen, um schneller vom Herrenteich auf die B 75 zu kommen. "Selbst die Schwellen auf der Straße bewegen die Autofahrer hier nicht dazu, vom Gas zu gehen", sagt eine Anwohnerin.

Die Polizei ermittelt nun wegen Unfallflucht und fahrlässiger Körperverletzung. Wer sich vom Unglücksort entfernt, begeht eine Straftat, die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet wird. Zudem erhält der Fahrer sieben Punkte in der Flensburger Verkehrsünderdatei.

Werden verletzte Menschen zurückgelassen, kommt eine fahrlässige Körperverletzung hinzu. Dafür gibt es fünf Punkte in Flensburg. Außerdem ist eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren möglich. Darüber hinaus kann ein Richter ein Fahrverbot aussprechen.

In Stormarn steigt die Zahl der Unfallfluchten seit Jahren. 2007 registrierte die Polizei 1162 Fälle, 2008 waren es schon 1321. Die Zahl für 2009 steht noch nicht fest, die Polizei spricht jedoch von einem erneuten Anstieg. In den meisten Fällen handelt es sich um Autofahrer, die nach einem Blechschaden an einem anderen Auto einfach wegfahren.

Einen ähnlichen Fall hatte es am 15. Februar in Trittau gegeben: Ein 14 Jahre alter Junge wurde auf dem Lidl-Parkplatz an der Poststraße angefahren. Er stürzte und zog sich Prellungen zu. Obwohl die Autofahrerin von Freunden des Schülers angesprochen wurde, fuhr sie weiter.

Nach einem Zeugenaufruf meldete sich die 57-Jährige aus Trittau bei der Polizei. Sie sagte, dass sie nicht gewusst habe, dass dem Jungen etwas passiert sei. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. Die Polizei weist darauf hin, dass sie bei Unfällen mit Kindern immer alarmiert werden muss – auch wenn nichts passiert zu sein scheint.