Die Landesregierungen im Norden stecken Millionen Euro in die Infrastruktur der Flughäfen - doch oft ohne wirtschaftlichen Erfolg.

Kiel/Schwerin/Hannover. Die Luft für die Regionalflughäfen im Norden wird dünner. In einem Monat stimmen die Lübecker über die Abwicklung ihres Airports Blankensee ab. Die Provinzflieger in Rostock-Laage sind in Turbulenzen, die in Kiel abgestürzt. Niedersachsen versucht erst gar nicht, Regionalflughäfen auszubauen, sondern setzt ganz auf seinen zentralen Flughafen Hannover-Langenhagen, der sich nur schwer wachsender Konkurrenz der Nachbarländer erwehren kann.

Die Zukunft des Airports Blankensee, eines der größten Regio-Flughäfen in Deutschland, steht in den Sternen. Am 25. April entscheiden die Lübecker per Bürgerentscheid, ob sie den defizitären Flughafen beerdigen oder aber zur "dritten Startbahn" für den Großflughafen Hamburg-Fuhlsbüttel ausbauen wollen.

Der Showdown kam nicht aus heiterem Himmel. Der Airport wurde seit den 90er-Jahren mit Millionensubventionen gefüttert, aber nie flügge. Im vergangenen Jahr flog Blankensee bei knapp 700 000 Fluggästen ein Minus von wohl mehr als zwei Millionen Euro ein. Die Gewinnzone beginnt bei 1,2 Millionen Passagieren, ist aber nur schwer zu erreichen. Seit dem Ausstieg des Investors Infratil (Neuseeland) im Herbst 2009 gibt es keinen neuen Betreiber und mit Ryanair nur einen Hauptkunden. Der irische Billigflieger könnte auch in Bremen abheben.

Der Traum eines schleswig-holsteinischen Flughafens mit internationalem Flair ist in Kiel bereits geplatzt. Trotz immer neuer Landeshilfen wurde der Linienbetrieb 2006 eingestellt. Eine Bruchlandung droht auch Rostock-Laage. Der größte Flughafen in Mecklenburg-Vorpommern wurde zwar wie kein anderer von der Schweriner Regierung mit Steuergeldern gepäppelt, ist aber im Sinkflug. Im vergangenen Jahr schrumpfte die Zahl der Fluggäste auf knapp 162 000.

Eine Trendwende ist nicht in Sicht, zumal die Landessubventionen für Flugtickets ausgelaufen sind. Allein dafür gab Schwerin seit 2002 mehr als zehn Millionen Euro aus. "Der Flughafen Rostock-Laage ist wichtig für die Region", erklärt Verkehrsminister Volker Schlotmann (SPD). Eine Beteiligung des Landes an dem Kommunal-Airport lehnt er allerdings ab. Es sei auch privatwirtschaftliches Engagement gefragt. In diese Richtung ist der Airport Schwerin-Parchim gestartet. Er wurde mangels Passagieren 2007 an ein chinesisches Unternehmen verkauft, das die Betonpiste für Frachtflüge nutzt.

Dunkle Wolken ziehen über anderen Airports in Mecklenburg-Vorpommern auf. Der Flughafen in Neubrandenburg (2009 nur noch knapp 29 000 Fluggäste) gilt in Schwerin als Fehlsubvention, der in Barth (gut 8000 Fluggäste) soll modernisiert werden, obwohl die Prognosen nicht rosig sind. In Mecklenburg-Vorpommern wie in Schleswig-Holstein gibt es aber auch kleine Lichtblicke. Der Flughafen Heringsdorf (gut 25 000 Passagiere) auf der Insel Usedom verbucht ebenso Zuwächse wie der Airport auf Sylt (176 000). Hier wie dort boomt vor allem im Sommer das Geschäft mit betuchten Urlaubern, die über Airports wie München, Frankfurt oder Köln anreisen.

Auch dieser Tourismus hat seinen Preis. In den Sylter Flughafen flossen seit 2005 mehr als sechs Millionen Euro Landesmittel. Kiels Verkehrsminister Jost de Jager (CDU) erinnert an die Investitionen für neue Straßen und bessere Zugverbindungen. "Infrastruktur gibt es nie für null."

In Niedersachsen gibt es Inselhopping an der Nordseeküste, aber keinen Regio-Flughafen für große Ferienflieger. Im Fokus hat die Regierung allein die Flughäfen Hannover und Braunschweig. Braunschweig ist Forschungsflughafen, hier sind wissenschaftliche Einrichtungen entstanden. Für sie wird die Landebahn gerade auf 2300 Meter verlängert. Charterverkehr aber will man nicht anlocken, dafür fehlt es an Flächen für Abfertigungshallen und vor allem für Parkplätze. Stabil rund 100 000 Passagiere werden jährlich abgefertigt, Braunschweig ist Heimatflughafen für den Volkswagenkonzern.

Regelrecht abgestürzt ist dagegen mit einem Rückgang um zwölf Prozent auf noch 4,925 Millionen Passagiere der Flughafen Hannover im vergangenen Jahr. Dank des Neuzugangs Germanwings mit 16 Verbindungen hofft der zentrale niedersächsische Airport aber in diesem Jahr auf ein deutliches Plus und etwa 5,3 Millionen Passagiere. Vom erklärten Ziel aber, irgendwann einmal Hamburg als Nummer eins im Norden zu überholen, ist Hannover weit entfernt: Langenhagen sieht sich regelrecht umstellt von Konkurrenz jenseits der Landesgrenze mit wachsender Tendenz: Hamburg (12,2 Millionen Passagiere) und Bremen (2,4 Millionen) im Norden, Münster/Osnabrück (1,3 Millionen) und Paderborn (950 000) im Südwesten. Und ebenfalls im Westen denken die Niederlande gerade daran, in Enschede unmittelbar an der Grenze einen ehemaligen Militärflughafen für Ferienflieger umzubauen. Schon einen Schritt weiter ist Hessen im Süden. Ebenfalls unmittelbar hinter der niedersächsischen Grenze wird der Provinzflughafen Kassel gerade ausgebaut für Charterverkehr.

Bleibt Niedersachsen als Miteigentümer des Flughafens Hannover nur die Hoffnung, dass Hamburg an Kapazitätsgrenzen stößt. Flughäfen gelten langfristig als Jobmotoren, derzeit aber werden in Hamburg zweieinhalbmal so viele Passagiere abgefertigt wie in Langenhagen.