Ein Kieler Designer hat einen Sicherheitscode erfunden. Er kann die Echtheit von Markenprodukten nachweisen.

Hamburg/Kiel. Das Prinzip ist so simpel, dass man sich fragt, warum da nicht eher einer draufgekommen ist. "Das ist wie mit dem Blatt Papier, das ich falte, klebe und plötzlich ist es eine Tüte, eine revolutionäre Erfindung", sagt Marcus Regensburger (48). Auch der Kieler Kommunikationsdesigner hat etwas erfunden - einen Sicherheitscode mit dem Namen "It's true", der die Echtheit von Markenprodukten zweifelsfrei beweisen und Fälschungen überführen soll. Regensburger, Geschäftsführer der Rocks Intertainment GmbH mit Sitz in der Hamburger HafenCity, hat mit seinem Kompagnon Torsten Suter drei Jahre lang getüftelt, bis die Geschäftsidee ausgereift war.

Die Idee: Jedes einzelne Produkt bekommt den True Code, eine zwanzigstellige Ziffernfolge, die der Packung beigelegt, eingeprägt oder aufgeklebt wird. "Das Überprüfen, ob ich ein Originalprodukt gekauft habe, geht ganz einfach", sagt Regensburger. "Ich gebe die 20 Zahlen ein und schicke eine SMS an eine fünfstellige Telefonnummer. Ein Handy trägt heutzutage fast jeder ständig bei sich." Auch über die Internetseite www.its-true.com kann man den Code überprüfen. Auf der Datenbank wird ein Abgleich mit den hinterlegten Codes gemacht, der Kunde erhält dann wenig später per SMS oder online eine Bestätigung über die Echtheit des Produkts. "Danach wird der Code gelöscht, denn er wird nur ein einziges Mal verwendet", erklärt Regensburger.

Auch die Gefahr, sich beim Eingeben des Codes zu vertippen, ist dabei einkalkuliert. Drei Eingaben sind möglich.

Das erste Produkt, das mit dem True Code fälschungssicher gemacht wurde, sind Testosteron-Ampullen des Kieler Arzneimittelherstellers Galenpharma. "Uns beunruhigen die vielen Meldungen über gefälschte Medikamente", sagt Jörg Mehnert, Marketingleiter des mittelständischen Pharmaunternehmens aus Kiel. "Das System hat uns überzeugt." Und so wurden für Erste 45 000 Packungen mit dem "It's true"-Sicherheitscode versehen, die ersten Chargen auch schon ausgeliefert.

Jede einzelne Schachtel enthält einen eigenen True Code. "Sollten Sie auch nach der dritten Eingabe keine Echtheitsbestätigung erhalten, so verwenden Sie das Arzneimittel bitte nicht", steht auf dem "Beipackzettel", auf dem die Fälschungssicherung verständlich erklärt wird. Bei Arzneimitteln sei es besonders schlimm, wenn sie gefälscht werden, sagt Mehnert. "Wenn Sie eine gefälschte Handtasche kaufen, werden Sie nur übers Ohr gehauen". Bei Medikamenten gebe es jedoch Fälschungen, die geringer dosiert seien oder "gnadenlos überdosiert" und damit unter Umständen lebensgefährlich. Zwei Warengruppen seien besonders gefährdet, gefälscht zu werden, meint der Pharma-Manager. "Das sind Peinlichkeitsprodukte und Produkte mit Missbrauchspotenzial, also Dinge, die sich die Menschen gern auf dem grauen Markt besorgen." Etwa Viagra, weil es den Menschen peinlich sei, es zu kaufen, oder Testosteron, das in der Bodybuilderszene beliebt sei und auch im Internet gehandelt werde.

Firmen, die das Sicherheitssystem einführen wollen, müssen nach Angaben von Regensburger mit Kosten zwischen 50 000 und 200 000 Euro rechnen, "je nach Firmengröße". Dazu kämen drei Cent pro Code und noch einmal zwölf Cent, wenn der Code abgefragt und damit entwertet wird.

Marcus Regensburger ist zuversichtlich, dass sich das neue Sicherungssystem durchsetzt: "Wir haben es weltweit zum Patent angemeldet."