Die Bediensteten der PVG verdienen 200 Euro weniger als ihre Hochbahn-Kollegen. Doch alle unterstehen der Hamburger Behörde.

Hamburg. Seit gestern ist Bewegung im Streit um den Lohn vieler Omnibusfahrer in Hamburg: Die Gewerkschaft Ver.di und der Omnibusverband Nord (OVN) haben sich auf ein Mediationsverfahren geeinigt. "In einem konstruktiv geführten Gespräch haben wir uns verständigt", sagte Ver.di-Nord-Sprecher Frank Schischefsky. Die Gewerkschaft hat den ehemaligen schleswig-holsteinischen Innenminister Klaus Buß (SPD) als Vermittler in diesem Verfahren vorgeschlagen.

Ver.di und der OVN wollen heute eine entsprechende Vereinbarung mit Eckpunkten des Verfahrens unterzeichnen, bestätigten beide Seiten. Eine Einigung ist notwendig: Erst gestern waren erneut Busfahrer mehrerer privater Omnibusunternehmen im Hamburger Umland in den Streik getreten. Am Gänsemarkt in Hamburg brachten besonders die Busfahrer der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) ihren Ärger zum Ausdruck. Mit Trillerpfeifen, Plakaten, Megafonen und lauten Protestrufen.

Während die Sonne erstmals in diesem Jahr vom Himmel lacht, sind die Demonstranten richtig sauer - nicht mehr allerdings als viele Fahrgäste, auf deren Rücken der Streik ausgetragen wird und die gestern wieder einmal lange an den Haltestellen ausgeharrt haben, ohne befördert zu werden.

Die streikenden Busfahrer leiden, wie sie sagen, "unter einer großen Ungerechtigkeit". Ihr Bruttoverdienst beträgt nur 1917 Euro. Wären sie bei der Hochbahn angestellt, würden sie laut Tarif 2126 Euro verdienen - gut 200 Euro mehr. Der Grund liegt in der Tarifhistorie: Der OVN-Tarif teilt sich in einen Hamburger und einen Schleswig-Holsteiner Vertrag. "Für den Schleswig-Holsteiner Teil muss dringend eine Gehaltsentwicklung nachgeholt werden", sagt Ver.di-Verhandlungsführer Gerhard Mette.

Paradox: Der Sitz der PVG, die mit den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein eine Unternehmensgruppe bildet, ist zwar in Schleswig-Holstein (in Schenefeld), ein Großteil der Buslinien bedient allerdings den Hamburger Westen. Bis 1996 gehörte die PVG zur Hochbahn, dann beschloss der Senat, die neu gegründeten Verkehrsbetriebe aus dem städtischen Konzern herauszulösen. Sowohl Hochbahn als auch PVG fallen unter die Zuständigkeit der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Oberste Dienstherrin ist also Senatorin Anja Hajduk (GAL). Die wollte sich gestern auf Anfrage des Abendblatts nicht äußern - das sei Tarifautonomie, da mische sich der Senat nicht ein, ließ sie durch ihre Sprecherin ausrichten. PVG-Chef Ralf-Dieter Pemöller sagte dem Abendblatt schon vor Wochen, dass er seinen Mitabeitern tariflich entgegenkommen würde. "Wenn wir aber die Löhne zahlen würden, die gewünscht werden, müssen wir die Fahrpreise erhöhen - dann haben wir die nächste Diskussion."

Mette hält dagegen: "Als besonders unfair wird empfunden, dass die PVG-Bediensteten dieselbe Arbeit machen wie ihre Kollegen von der Hochbahn. Und die meisten wohnen in den Randgebieten von Hamburg, haben also ähnliche Lebenshaltungskosten."

Der Tarifstreit fällt direkt in eine Zeit, in der verstärkt über Lohndumping und Arbeitstätige, die so wenig verdienen, dass sie ihr Einkommen mit Sozialleistungen aufstocken müssen, diskutiert wird. Bei der PVG sind zudem längst viele Mitarbeiter in eine Privatinsolvenz getreten. Ein Streikteilnehmer klagt: "Bei 169,5 Arbeitsstunden habe ich rund 1400 Euro netto, 800 Euro gehen für die Miete drauf, 300 Euro für das Auto und noch mal 300 Euro zum Leben. Für mehr reicht das Geld nicht."