Abendblatt:

Wie weit ist der Rockerkrieg in Schleswig-Holstein jetzt gekommen?

Mathias Engelmann:

Wir sprechen nicht von Rocker-Krieg, sondern von Auseinandersetzungen im Rocker-Milieu. Die Hells Angels und die Bandidos beziehungsweise deren Unterstützer-Klubs greifen sich gegenseitig an, um Gebietsansprüche in der Region zu sichern.

Abendblatt:

Worum geht es?

Mathias Engelmann:

Wir rechnen beide Gruppen der organisierten Kriminalität zu, wobei es darum geht, die Machtansprüche und Geschäftsstrukturen zu festigen.

Abendblatt:

Besteht für den Normalbürger jetzt die Gefahr, in die Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden?

Mathias Engelmann:

Es geht bei den Auseinandersetzungen im Wesentlichen um das Gegeneinander der Klubs. Unbeteiligte kamen bisher nicht zu Schaden, auch wenn die Taten in die Öffentlichkeit ausstrahlen, wie man jüngst in Flensburg sah. Bei den Events der Gruppen, etwa bei Tatoo-Messen und Partymeilen, geht es darum, Geld zu verdienen und sich in der Öffentlichkeit als harmlos darzustellen.

Abendblatt:

Es ist ein Krieg mit Ansage, nachdem die Bandidos Anfang 2009 in einem Brief an die Polizei ankündigten, in das von den Hells Angels dominierte Gebiet eindringen zu wollen. Wie weit sind die Bandidos?

Mathias Engelmann:

Die Anzahl der Rocker ist etwa gleich geblieben. Wir haben in Schleswig-Holstein vier Chapter der Hells Angels und ein Chapter der Bandidos. Insgesamt handelt es sich um etwa 70 Vollmitglieder. Hinzu kommen 50 Unterstützer.

Abendblatt:

Wo liegen die Brennpunkte?

Mathias Engelmann:

Zurzeit ist das Neumünster mit dem Chapter der Bandidos. Und nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen auch Flensburg.

Abendblatt:

Die Spirale der Gewalt dreht sich weiter.

Mathias Engelmann:

Wir gehen von einer hohen Gewaltbereitschaft aus, haben aber bisher keine Gewalteskalation feststellen können. Weiterhin arbeitet die Landespolizei mit der Null-Tolerenz-Strategie. Das heißt: Auch bei geringen Rechtsverstößen greifen wir schnell und entschlossen ein.

Kriminalrat Mathias Engelmann (44) ist Leiter der Sonderkommission "Rocker"