Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate hat die Nordelbische Kirche ihre Mitglieder über einen mutmaßlichen Missbrauchsfall in einer ihrer Gemeinden informieren müssen.

Geesthacht. Nachdem im Juli auf dem Computer eines Hamburger Pastors Kinderpornos gefunden und gegen den Rahlstedter wegen des Verdachts des Missbrauchs ermittelt wurde, steht jetzt der Kantor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Geesthacht (Schleswig-Holstein) im Zentrum der Ermittlungen.

Am Sonnabend vor einer Woche hatten die Eltern einer 14-Jährigen Strafanzeige gegen den 44-Jährigen gestellt. Er soll das Mädchen beim Musikunterricht unsittlich berührt haben. Seitdem ermittelt die Geesthachter Kriminalpolizei wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs eines Kindes.

Die Nordelbische Kirche, die sich zuvor im Fall des Rahlstedter Pastors dem Vorwurf ausgesetzt sah, nicht rechtzeitig gehandelt zu haben, reagierte prompt mit der Suspendierung des Kantors, der drei Kinderchöre leitete und die musikalische Früherziehung in vier Geesthachter Kitas verantwortete. Er darf die Kirchenräume bis auf Weiteres nicht mehr betreten und keinen Kontakt mehr zu den Kindergruppen haben.

Nach Angaben von Thomas Kärst, dem stellvertretenden Sprecher der Nordelbischen Kirche, habe die Kirchengemeinde vor einer Woche über den Anwalt des Beschuldigten von den Ermittlungen erfahren. Da der 44-Jährige bei seiner Arbeit intensiven Kontakt zu Kindern habe und der Verdacht schwerwiegend sei, habe man sich zu dem Schritt entschlossen, den Kantor von seinem Amt zu entheben.

Zudem wurden rund 600 Eltern von der Gemeinde angeschrieben, deren Kinder in den vergangenen Jahren Kontakt zu dem Kirchenmusiker hatten, der seit 1989 in der Gemeinde tätig war.