Auf Deutschlands größter Autobahn-Baustelle ist der frische Asphalt rissig. Problem: Noch weiß niemand, warum das so ist.

Stuckenborstel. Der ADAC ist empört, Autofahrer schütteln teils verständnislos, teils erzürnt den Kopf: Wenige Wochen, nachdem das erste Teilstück der Riesen-Baustelle A 1 freigegeben wurde, hat das Bauherren-Konsortium es bereits wieder geschlossen. Risse, die sich zunächst klein, dann immer sichtbarer im hochmodernen "Offenporigen Asphalt" (OPA) gebildet hatten, sind mittlerweile zu eindrucksvollen Schlaglöchern angewachsen.

Das Wetter und offensichtliche Probleme mit dem Asphalt oder dessen Verarbeitung behindern die Fertigstellung des Großprojekts. Zudem berichten Autofahrer von Bodenwellen. Bis das Problem gelöst ist, rollen die Autos wieder auf den alten, schmalen Fahrstreifen dahin. Matthias Schmitting, Sprecher des ADAC Hansa sagt: "Die erneute Umleitung bedeute wieder eine Entschleunigung der Bauarbeiten und neue Geschwindigkeitsbeschränkungen.

Der Bund und die Straßenbauämter müssen sich überlegen, wie sie diese Probleme künftig in den Griff kriegen, nachdem dieser Fehler in den vergangenen fünf Jahren immer wieder aufgetaucht ist, unter anderem auf der A 20." Dort hatte der verbaute Asphalt kurz nach Fertigstellung Blasen geworfen. Laut Schmitting ist der Zeitdruck der Bauarbeiten oft Ursache für Fehler: "Druck darf nicht dazu führen, dass die Bauphysik nicht beachtet wird und am Ende doppelt bezahlt werden muss." Egal wo die Fehler liegen, so der ADAC-Sprecher, für die Autofahrer sei so etwas nicht mehr zumutbar.

Der auch auf der A 1 verbaute OPA soll mehr Wasser absorbieren und Fahrgeräusche dämmen. Vor allem in dicht besiedelten Gebieten wird der teurere Asphalt verarbeitet. Doch er birgt Probleme: Er muss häufiger erneuert werden und ist offensichtlich nicht immer hundertprozentig wetterfest - was sich vor allem auf der im November freigegebenen Strecke zwischen Oyten und Stuckenborstel zeigt. Dort trat das Problem geballt auf. Es sei nicht abzusehen gewesen, wie der Sprecher der Baustellen-Betreibergesellschaft "A 1 mobil GmbH", Christian Clawien, sagt: "Das hier beobachtete Phänomen ist ungewöhnlich und bei den umfangreichen Erfahrungen mit offenporigen Asphaltdecken bisher noch nicht in dieser Form beobachtet worden." Die Betreibergesellschaft bedaure die Problematik sehr, so Clawien.

Zurzeit werde intensiv nach den Ursachen geforscht. Die vorgesehene Bauzeit für das Gesamtprojekt sei nicht in Gefahr. Die "A 1 mobil GmbH", ein Konsortium mehrerer Firmen in "öffentlich-privater Partnerschaft, hat für 30 Jahre die Verantwortung für das von ihr erneuerte 72 Kilometer lange Autobahn-Teilstück übernommen. Das Konsortium finanziert die auf 650 Millionen Euro geschätzten Baukosten, bekommt dafür im Gegenzug 30 Jahre lang Teile der Lkw-Maut. Über das Teilstück rollen täglich rund 70 000 Fahrzeuge, ein Viertel sind Lastwagen.